Buchvorstellung: KEIN ORT DIESER WELT von Marie Döling
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Mit KEIN ORT DIESER WELT möchte ich euch einen schmerzhaften Coming of Age-Roman vorstellen, der mich auch nach der letzten Seite nicht losgelassen hat. Vorweg: Euch erwartet keine locker-flockige Wohlfühllektüre, sondern eine intensive, wunderschöne und zugleich sehr tragische Achterbahnfahrt der Emotionen. Beachtet unbedingt die Contentwarnung!
Fiona, die Protagonistin in KEIN ORT DIESER WELT ist eine liebenswerte, unglaublich starke Person, der man bereitwillig durch die Geschichte folgt, wohl wissend, dass es sehr wehtun, und immer hoffend, dass es nicht schlimm enden wird. Sie wird hin und her geworfen zwischen Ereignissen, die teils unerträglich bis grausam, teil hoffnungsvoll und schön sind. Ungefiltert lässt sie die Leser an ihren Empfindungen teilhaben und gibt gleichzeitig niemals auf.
Marie Dölings poetisch gleitender, farbiger und dennoch realistischer Schreibstil macht die gesamte Gefühlspalette der Charaktere greifbar und lebendig, intensiviert den Schmerz, die Schwäche, die Hilflosigkeit, aber auch die leuchtenden, glücklichen Augenblicke. Man wird von Beginn an in die Geschichte hineingesogen und durch einen Strudel der Gefühle gejagt.
Es ist ja oft von Herzblut die Rede, wenn Autoren über ihre Bücher reden, doch hier glaubt man tatsächlich in jedem Satz zu spüren, wie sehr das Herz der Autorin sich zusammengezogen, wie es mitgefühlt und geblutet haben muss. Das Thema ist ihr wichtig, wie auch das Nachwort und die Recherche zeigen. Ich persönlich hätte mir gern ein deutsches Setting gewünscht, das tut der Botschaft aber keinen Abbruch.
Kurze Gedichte zu jedem Kapitel entblößen das Innenleben von Fiona. Dieser Roman ist ein kleines stilistisches Kunstwerk, in dem bedächtig, aber sehr ergreifend mit Worten gemalt wird, um ein Thema nachfühlbar ans Licht zu bringen, das schon so viele Seelen zerbrochen hat, bevor sie erwachsen werden konnten.
Am Ende sitzt man paralysiert da, dann sammelt man die Splitter seines eigenen Herzens auf und weiß genau, dass man noch sehr lange über das Gelesene nachdenken wird.
Trotz (oder gerade wegen) der schweren Kost hat mich der Roman innerlich gewärmt. Das ist vor allem dem intensiv emotionalen und musikalischen Schreibstil geschuldet, der beim Lesen auf der Zunge zerfließt, im Ohr nachhallt und unter die Haut sickert. Schönheit in tragischer Pracht!
Marie Döling liefert den Beweis, dass auch im Selfpublishing wahre Kostbarkeiten zu finden sind.
Klappentext zu KEIN ORT DIESER WELT
Eher zufällig bin ich beim Stöbern über diesen Roman und seine Autorin gestolpert und wollte natürlich mehr erfahren. Marie war so freundlich, mir ausführlich auf meine neugierigen Fragen zu antworten:
• Stellst du dich kurz vor?
Hallöchen Catalina 😉 Ich bin Marie Döling, 28 Jahre und wohne mit meinem Mann in dem wundervollen Caputh am Schwielowsee bei Potsdam. Das Lehramtsstudium, das ich 2013 nach dem Abitur begonnen habe, hat mich von Sachsen Anhalt in Brandenburgs Landeshauptstadt geführt – und seitdem hat mich Potsdam nicht mehr gehen lassen. Manchmal weiß das Herz einfach, dass es am richtigen Fleck ist.
Genau so wusste es offenbar auch nach meinen ersten Gedichten, die ich als Teenagerin verfasst habe, dass das Schreiben etwas ist, in dem ich Heimat finde. Und das, obwohl meine Texte zum damaligen Zeitpunkt noch sehr unausgereift waren. Aber ich bin drangeblieben, habe Notizbuch um Notizbuch gefüllt und meinem Umfeld erst während des Studiums erzählt, dass ich überhaupt diese Leidenschaft besitze. Vielleicht, weil ich vorher nicht wusste, was genau ich mit all den Worten anfangen sollte. Sie waren nur für mich – und das hat sich in diesem Moment mehr als richtig angefühlt. Erst 2015, als viele Flüchtende in Deutschland und somit auch in Potsdam eintrafen und ich ehrenamtlich in einem Auffanglager gearbeitet habe, wusste ich, dass meine Texte, die dadurch vor allem einen realistischen und gesellschaftskritischen Touch bekamen, gehört werden sollten. Und 2018, mit 23 Jahren, traute ich mich damit endlich in die Öffentlichkeit.
• Von Lyrik und Kurzprosa zum ersten Roman
Wenn man beschließt, sich relevanten und dadurch teilweise auch gesellschaftlichen Tabuthemen anzunehmen, hat man innerhalb von Gedichten unheimlich viele Umsetzungsmöglichkeiten, aber nicht alle fühlen sich für jede Thematik immer richtig an. Kurzgeschichten waren mein Weg des Antastens an eine prosaische Beschreibung, bis ich auf einen Fall und ein damit einhergehendes Gerichtsurteil zum Thema Vergewaltigung aus den USA gestoßen bin, in dem der Täter aufgrund seines jungen Alters und seiner guten Herkunft vom Richter in Schutz genommen wurde. Der Richter stellte sogar den Tatbestand der Vergewaltigung in diesem Fall infrage, denn für ihn sei diese Tat nur dann gegeben, wenn es „nachts“ an einem „abgelegenen Ort“ passiert und mit „mindestens zwei Tätern“. Dass es auf einer High School Party zwischen gleichaltrigen Teenagern stattfinden und einem Mädchen widerfahren könnte, das aus freier Hand an diesem Abend Alkohol konsumiert hat, bezweifelte er deutlich.
(Quelle: New York Times, 02.07.2019
https://www.nytimes.com/2019/07/02/nyregion/judge-james-troiano-rape.html)
Meine Gedanken zu diesem Fall, der mich ein Buch über ein Mädchen schreiben lassen wollte, das jede von uns sein könnte, haben nicht in eins und auch nicht in hunderte Gedichte gepasst. Ich wusste, dass ich, wenn ich diesem Thema auch nur im Ansatz gerecht werden wollte, „mehr“ erschaffen muss. Und so ist Fiona entstanden – und mit ihr eine Geschichte, die zwar fiktiv, aber dennoch echt ist.
• An welche Leser richtet sich KEIN ORT DIESER WELT?
Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, keinen New Adult Roman mit dieser Thematik, sondern ein Jugendbuch zu schreiben. Durch mein Lehramtsstudium habe ich mich zu dieser Zeit viel mit Teenagern auseinandergesetzt und auch Schulliteratur kritisch hinterfragt. Mein Ziel war es, mit „Kein Ort dieser Welt“ ein Werk für Jugendliche ab 14 zu verfassen, das sie sowohl in ihrer Freizeit, aber auch als Schullektüre mit begleitendem Diskurs lesen können. Aufgrund dessen erstelle ich aktuell auch Unterrichtsmaterial, zu dem Lehrende kostenfrei auf meiner Website Zugang erhalten werden. Meine Zielgruppe endet aber nicht mit dem Teenageralter der Lesenden, vor allem nicht, wenn ich mir die bisherigen Verkaufsstatistiken ansehe. Es sind viele junge Erwachsene, die zu dem Buch greifen. Viele Eltern und Pädagog:innen. Ich habe so viele Mails von Müttern bekommen, die es gemeinsam mit ihren Töchtern gelesen und sich im Anschluss dafür bedankt haben, dass dieses Buch ein Teil ihrer Aufklärung sein durfte. Jede Woche bekomme ich Nachrichten von Überlebenden und Betroffenen, die sich durch Fionas Geschichte geöffnet haben – und sei es auch nur mir. Für mich ist genau das das größte Geschenk – dass „Kein Ort dieser Welt“ Menschen Stimmen verleiht, die ihre vielleicht noch nicht gefunden oder sie verloren haben.
• Gibt es eine Stelle, die dich besonders herausgefordert hat?
Der Schreibprozess war nicht das, was mir am schwersten gefallen ist, sondern die Recherche dahinter. Ich habe mich nicht nur mit dem zuvor genannten Fall auseinandergesetzt, sondern mit vielen fraglichen Gerichtsurteilen. Ich habe mich ganzheitlich mit den Themen Mobbing und sexuelle Gewalt befasst; habe mich während des Schreibens von vier Frauen begleiten lassen, die ihre schlimmsten Erfahrungen mit mir geteilt haben. Das ist, was mich nachhaltig geprägt hat. Dass ich dieses Buch und die Szenen so schreiben konnte, wie sie nun auch veröffentlicht worden sind, liegt genau daran.
• Fiona Roberts – eine Protagonistin, die wir alle sein könnten
Fiona ist eine Sechzehnjährige, die in dieser Welt verloren gegangen ist. Ihr Vater hat ihre Familie im Stich und dadurch zerrüttet zurückgelassen. Seitdem ist ihre Mutter zu sehr damit beschäftigt, ihr eigenes (Gefühls)Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, und zu ihrem Bruder hat sie den Draht verloren. Zudem hat sich Fionas bester Freund, der jahrelang ihr Fixpunkt gewesen ist, von ihr abgeschottet. Dass sie für eine Clique von Mädchen durch diese Hilflosigkeit, die sie ausstrahlt, zum Ziel ihres Mobbings wird, ist daher kaum verwunderlich. Denn die einzigen Worte, die Fiona an jemanden richtet, sind die Gedichte, die sie in ihr Notizbuch schreibt. Gedanken, die sie davon abhalten, in all dem zu ertrinken. Man könnte fast davon ausgehen, dass sie eine sehr leidende und schwache Person ist, aber das ist zu kurz gedacht. Denn was Fiona vor allem prägt, ist ein moralischer Kompass, der in die richtige Richtung zeigt. Sie ist unheimlich stark und wird in der Geschichte derart mutig, dass sie ein immenses Vorbild für mich ist. Sie entwickelt einen Beschützerinstinkt – auch sich selbst gegenüber – und verliert niemals den Stolz vor dem Leben.
Ich wollte mit ihr eine Figur erschaffen, die jede:r von uns sein könnte. Eine Person, die durch die Umstände ihres eigenen Lebens und der Gesellschaft in eine Einsamkeit gedrängt wird, die undurchdringlich scheint – und die die Kraft besitzt, sich aus dieser so weit wie möglich herauszukämpfen. Wer das Buch gelesen hat, weiß, dass es mir dabei nicht um ein aufgesetztes Happy End ging. Ganz im Gegenteil. Die Realität, in der man sich – wenn auch nur zeitweise – befunden hat, kann nicht einfach abgelegt werden. Das sollte sie auch nicht. Denn wir müssen nicht lernen, trotz ihr zu leben, sondern mit ihr. Und genau daraus können wir die Kraft schöpfen, die Fiona bereits gefunden hatte.
• Wo ist das Buch erhältlich? Gibt es eine Sonderausgabe?
Die Paperbackausgabe hat eine offizielle deutsche ISBN, daher ist es in jeder Buchhandlung und im kompletten Onlinehandel verfügbar (13,90 €). Das eBook ist lediglich bei Amazon (3,99€) erhältlich, dort aber auch optional kostenfrei über Kindle Unlimited lesbar.
In meinem eigenen Shop biete ich darüber hinaus auch Farbschnittausgaben, Buchboxen und Merchandise an (www.writeinpieces.com).
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KEIN ORT DIESER WELT
von Marie Döling
(18. September 2022)
ebook (auch in KU) bei Amazon
Taschenbuch (im gesamten Buchhandel)
ISBN 978-3985955220
344 Seiten
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Copyright Cover, Klappentext und Bilder: Marie Döling