Leseprobe MERRY MAYHEM

Kapitel eins

»Schnapsidee«, brummte Rufus zum tausendsten Mal, ohne seinen Blick von den Studenten zu nehmen, die die breite Treppe der Kunstakademie hinab strömten. Genauer gesagt, von den Studentinnen. So jung und frisch und sauber und ein bisschen zu lässig gekleidet. Pelzstiefel zu Zigeunerröcken, löchrige Jeans zu Männerparkas, Schlaghosen und Sneaker und kunterbunte kilometerlange Schals, die im Schneematsch schleiften. Da, wo Rufus herkam, sahen Frauen noch aus wie Frauen und zogen sich auch so an.
»Die beste Idee, die wir je hatten«, widersprach Link. »Stell sie dir ohne Klamotten vor: hübsche, unverbrauchte Dinger mit festen Titten.«
»Eine Hure hat auch feste Titten«, murrte Rufus auf dem Beifahrersitz. »Warum besorgen wir nicht einfach eine scharfe Nutte und sparen uns den ganzen Aufwand?«
»Wenn Alaska eine Nutte will, muss er nur mit den Fingern schnipsen. Außerdem sieht eine Nutte nuttig aus und benimmt sich auch so. Die Titten sind operiert, das Gesicht ist mit Schminke zugekleistert und sie ist zu professionell. Verstehst du?«
»Professionell ist gut.«
»Professionell ist langweilig«, sagte Link. »Eine Hure spielt dir nur was vor. Alaska braucht was Authentisches. Eine richtige Frau mit echten Gefühlen.«
»Bist du neuerdings Alaskas bester Freund oder woher willst du das wissen?«
Link zog eine unbehagliche Grimasse. »Offenbar hörst du nie zu, wenn die Leute über Alaska reden. Ich aber schon, und ich ziehe daraus meine Schlüsse.«
»Ich höre auch zu!«, entgegnete Rufus hitzig. »Und ganz ehrlich – die Gerüchte, die über ihn in Umlauf sind, machen mir eine Scheißangst.«
Hinter ihnen, im Laderaum des Transporters, war Big Houses Kichern zu hören. Für einen so großen Mann wie ihn klang es verdächtig mädchenhaft. Das kam von den Steroiden, die er zum Frühstück futterte wie Corn Pops. »Links Idee mit der Studentin ist super. Schau dir die Mädels doch an.« Er beugte sich zwischen den Sitzen nach vorn und deutete auf die Grüppchen schwatzender junger Leute, die aus der Akademie strömten und sich in alle Himmelsrichtungen verteilten. »Die da sind echt. Authentisch! Diese Mädels demonstrieren für Frauenrechte und trinken Kaffee mit Hafermilch, weil sie die Welt retten wollen. Mit so einer hat ein Mann wie Alaska definitiv mehr Spaß als mit einer gut dressierten Nutte.«
»Ich weiß nicht.« Rufus zog eine Grimasse. »Was ist, wenn sie sich anstellt? Wenn sie die ganze Zeit flennt oder versucht, ihm den Schwanz abzubeißen?«
»Ich wette, das würde ihm richtig gut gefallen. Wir reden hier schließlich von Alaska
»Eben. Wenn ihm unser Geschenk nicht gefällt, dann war’s das, Jungs. Dann enden wir wie der flinke Larry. Oder schlimmer noch – wie die Savage-Jungs. Die ganze Bande wurde auf einen Schlag ausradiert! Sie konnten nicht mal ihre Waffen ziehen, so schnell soll es gegangen sein. Angeblich hat Alaska dem Anführer die Kehle durchgebi…« Er verstummte.
Die drei Männer schwiegen eine Weile. Schließlich fügte Rufus leise hinzu: »Wir sollten Alaska lieber eine Flasche von diesem limitierten goldfarbenen Gin schenken.«
»Wetten, dass die Savage-Jungs die gleiche blöde Idee hatten?«, entgegnete Big House. »Alaska könnte sich eine eigene Gin-Fabrik kaufen, wenn ihm danach ist.«
»Er kauft aber lieber Gemälde«, sagte Link. »In seinem Haus sollen echte Kunstwerke hängen.«
»Darum hocken wir also vor einer Kunstakademie herum. Denkst du ernsthaft, er wird sich mit unserem Geschenk«, Rufus setzte das Wort mit gekrümmten Fingern in imaginäre Anführungszeichen, »über moderne Kunst unterhalten?«
»Ich kann dir sagen, was er mit ihr machen wird.« Big House grinste.
»Alaska wird unser Geschenk zu schätzen wissen, das verspreche ich euch. Es kommt auf die Geste an«, sagte Link. »Bislang weiß er nicht einmal, dass wir existieren …«
»Und das ist auch gut so«, murmelte Rufus.
»Aber wenn wir die nächste Stufe erreichen wollen, brauchen wir Alaskas Unterstützung. Und die bekommen wir nicht, indem wir ihm eine dämliche Flasche Gin überreichen. Es muss schon ein besonderes Geschenk sein. Außerdem …«, Link hob einen Finger, »außerdem ist bald Weihnachten. Friede auf Erden und so weiter. Sogar ein Mensch wie Alaska bleibt davon nicht unberührt.«
»Falls er überhaupt irgendwie menschlich ist«, sagte Rufus düster und Big House nickte zögerlich.
»Ihr solltet nicht alles glauben, was ihr hört«, entgegnete Link. »Der Mann hat Eiswasser in den Adern, okay, aber das macht ihn noch lange nicht zu einem Dämon oder so was.«
»Außerdem gibt es keine Dämonen und sie handeln auch nicht mit Drogen«, bekräftigte Big House. »Stimmt doch, oder, Link?«
Link war von ihnen drei der Klügste. Er dachte gründlich nach, bevor er handelte, und nur darum waren sie bisher weder im Knast noch unter einer dicken Humusschicht im Wald gelandet. Doch seit er entschieden hatte, dass sie nur mit Alaskas Hilfe in die obere Liga aufsteigen könnten, war er taub gegenüber allem, was in der Unterwelt über diesen unheimlichen Mann gemunkelt wurde. Gut, viele Gerüchte mochten maßlos übertrieben sein, aber das, was übrig blieb, reichte aus, um Rufus ein paar schlaflose Nächte zu bescheren. Er war bloß ein kleiner Dealer, verdammt! Alaska hingegen spielte in der Oberliga. Sogar die großen Bossen fürchteten ihn, seit bekannt geworden war, welch furchtbares Ende der Kokainhändler Eddie Glaser genommen hatte. In seiner eigenen Villa, die besser abgeschottet war als Fort Knox. Keiner der Wachleute hatte etwas bemerkt. Er starb in seinem Kingsize-Bett – erstickt an seinen seidenen Designer-Unterhosen. Bei der Obduktion hatte man angeblich neunzehn Stück aus ihm herausgeholt. Zuvor hatte Eddie lachend auf einer Party geschworen, diesen kleinen eiskalten Emporkömmling an seiner eigenen Unterhose aufzuhängen, wenn der ihm noch einmal in die Quere kommen würde.
Rufus schluckte trocken. Er mochte nicht so schlau sein wie Link, aber er hatte gelernt, seinen Instinkten zu vertrauen. Seit Link ihnen freudestrahlend mitgeteilt hatte, dass es ihm gelungen war, eine Einladung zu Alaskas Weihnachtsparty zu ergattern, schrien Rufus’ Instinkte in einem fort: Schnapsidee! Schnapsidee!
Alaska zögerte nicht, Löcher in Menschen zu machen, die ihn schief ansahen. Er genoss Blut und Chaos und Entsetzen. Er wollte gefürchtet werden, nicht geliebt. Manche bezweifelten, dass er überhaupt so etwas wie normale menschliche Gefühle besaß. Fest stand, dass Alaska allergisch auf alles reagierte, was auch nur ansatzweise harmonisch wirkte. Aber war Harmonie nicht der Hauptgrund, warum man eine Weihnachtsparty veranstaltete?
Ihm fiel eine Frage ein, die er schon früher hätte stellen sollen: »Wie bist du überhaupt an die Einladung gekommen? Ich meine, wenn Alaska uns gar nicht kennt, wieso sollte er …«
»Tiny Tony schuldete mir noch einen Gefallen. Er geht öfter mit dem Brasilianer ein Bierchen trinken, der wiederum mal mit Frank The Freak ein Ding gedreht hat, welcher … Na ja, ich habe Tiny Tony gesagt, dass wir Kontakt zu den Wölfen in Steenport hätten und ein paar gute Deals aushandeln könnten …«
Rufus legte die Stirn in angestrengte Falten. Die Wölfe waren eine mächtige kriminelle Organisation und weder Rufus noch seine Freunde, da war er sich sicher, hatten je mit einem von denen zu tun gehabt. »Seit wann haben wir Kontakt nach Steenport?«
»Seit ich es sage.« Link kratzte sich an der Nase. »Irgendwas musste ich Tony doch erzählen, damit er uns eine Einladung besorgt.«
»Du hast gelogen.« Rufus konnte es nicht fassen. »Bist du total bescheuert? Hast du eine Ahnung, was Alaska mit uns anstellen wird, wenn das herauskommt? Ich will nicht an meiner Unterhose ersticken!«
»Link weiß schon, was er tut«, ließ sich Big House vernehmen. »Wenn Alaska bereit ist, mit uns Geschäfte zu machen, werden wir die Wölfe bestimmt problemlos ins Boot holen können.«
»Ihr beide seid lebensmüde. Und ich bin raus.« Er fasste schon nach dem Türgriff.
»Feigling«, sagte Link gleichmütig.
Big House kicherte wieder sein Mädchenkichern. »Hab gleich gesagt, dass Rufus sich in die Hose macht.«
»Tu ich nicht!«, widersprach der.
»Man muss auch mal ein Risiko eingehen, wenn man im Leben weiterkommen will. Hat mein Vater immer gesagt.«
»Dein Vater kann mich mal.«
»Diese Weihnachtsparty wird unser Leben verändern, Rufus. Reichtum und Ruhm erwarten uns.« Link schaltete das Radio ein. Frosty The Snowman dudelte aus den Boxen und er begann, laut mitzusummen, um zu verdeutlichen, dass für ihn die Diskussion beendet war.
»Kommt schon, lasst uns abhauen.« Rufus rieb seine eisigen Finger. »Das Ganze ist eine Schnapsidee, außerdem wird mir langsam kalt. Meinetwegen können wir morgen noch mal herkommen und darüber diskutieren.«
»Können wir nicht. Ab morgen sind Semesterferien. Wir werden zu Alaskas Party gehen, wir werden ihm eine süße Studentin schenken und wir werden seine Geschäftspartner werden. Punkt.«
»Was ist so falsch an einer Flasche Gin?«, versuchte Rufus es noch einmal. »Außerdem sind die Studenten doch sowieso alle schon nach Hause gegangen. Wir verschwenden unsere …«
»Da!« Link setzte sich ruckartig auf und starrte aus der Windschutzscheibe. »Die da ist es, Jungs!« Aufgeregt deutete er über die Straße.
»Wo? Wo?« Big House drängte seinen massigen Körper zwischen die Vordersitze.
»Na, da drüben.«
Zahllose junge schöne Frauen waren in den letzten Stunden an ihrem unauffälligen Transporter vorbeigelaufen, aber die Richtige war nicht unter ihnen gewesen. Link meinte, dass sie schon wüssten, welche die Richtige wäre, wenn sie sie erst sehen würden. Offenbar war es jetzt so weit.
»Was ist an der jetzt so besonders?«, fragte Rufus.
Die drei Männer musterten die junge Frau, die als Allerletzte die Akademie verlassen hatte und nun am Fuß der breiten Außentreppe stehenblieb. Schneeflocken umtänzelten ihre Gestalt und schmolzen rund um ihre plumpen Winterstiefel. Auf dem Kopf saß eine grüngelbe Bommelmütze, unter der helles Lockenhaar hervorquoll. Ihre Gestalt verbarg sich unter einem unförmigen Mantel mit Kunstpelzbesatz, darunter trug sie einen langen Fransenrock und eine rostrote Wollstrumpfhose. Der Riemen einer bunten Umhängetasche aus Webstoff lief quer über ihre Brust. Sie presste eine Zeichenmappe wie einen Schild an sich. Die Schultern hatte sie hochgezogen, den Blick zum Boden gesenkt.
Big House reckte den Hals. »Man kann ihr Gesicht nicht sehen.«
»Ist nicht nötig«, sagte Link. »Ich weiß auch so, dass sie niedlich aussieht. Genau richtig.«
»Vielleicht hat sie einen Oberlippenbart oder eine Kartoffelnase«, wandte Rufus ein. »Und warum trägt sie so scheußliche Klamotten? Sie sieht aus wie eine Zigeunerin. Die Mütze geht ja mal gar nicht!«
»Das nennt sich Boho-Style.« Link wusste wie immer alles besser.
»Das nennt sich Unfickbar-Style.« Rufus lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Alaska wird glauben, dass wir uns über ihn lustig machen wollen, wenn wir mit so einer Braut ankommen. Er wird uns unsere Unterhosen fressen lassen.«
»Wir packen die Kleine natürlich weihnachtlich ein.«
»Aber was, wenn sie unter den Klamotten total scheiße aussieht? Vielleicht ist sie ein … ein Ladyboy oder hat sich dämliche Sinnsprüche auf den Arsch tätowieren lassen! Glaubt mir, es gibt nichts Abtörnenderes, als beim Vögeln zu lesen: Wahre Schönheit kommt von innen
Big House kicherte. »Ich hatte mal eine, die die Porträts ihrer Kinder auf der Hüfte trug. Das ist wirklich abtörnend! Die ganze Zeit haben mich diese drei Kids dabei beobachtet, wie ich ihre Mami geflext habe.«
Link rümpfte die Nase.
Die Studentin hob den Kopf und sah sich um und alle drei Männer hielten jäh den Atem an.
»Definitiv kein Ladyboy«, flüsterte Big House andächtig.
»Viel zu hübsch für bescheuerte Tattoos«, musste Rufus widerstrebend zugeben. »Und Make-up trägt sie anscheinend auch nicht.«
Ihre zarten Gesichtszüge standen in einem interessanten Kontrast zu dem großzügigen Mund und den kräftigen Brauen, die für Rufus’ Geschmack etwas zu trotzig wirkten. Wenn sie lächeln würde, wäre sie eine Wahnsinnsschönheit. Doch sie sah niedergeschlagen ins Nichts, als hätte man ihr eben eröffnet, dass sie bald sterben würde.
Was durchaus im Bereich des Möglichen lag, wenn Link sie tatsächlich als Weihnachtsgeschenk an Alaska übergeben wollte.
»Ich sage euch, die Braut ist perfekt«, sagte Link.
Big House nickte langsam. »Sie sieht aus wie ein Mädchen vom Lande. So … so sauber und gut erzogen. Sie wird ein bisschen herumheulen und dann brav tun, was Alaska von ihr verlangt, sobald er sie nur anschaut. Verdammt, sogar ich würde vor ihm auf die Knie gehen, wenn er mit den Fingern schnippt!«
Seine beiden Freunde nickten.
Big House war niemand, der sich leicht einschüchtern ließ, aber sie redeten hier von Alaska. Dem Mann mit dem gefrorenen Stein in der Brust, wo andere ein Herz hatten. Seine silbergrauen Augen hatten angeblich die Farbe einer Klinge aus Eis und er hob niemals die Stimme, nur seine Augenbrauen. Zwei gelüpfte Brauen bedeuteten: Du bist tot. Das jedenfalls hatte Tiny Tony behauptet.
Alaska vertraute niemandem. Kein Mensch wusste, ob er Freunde oder eine Familie hatte oder wenigstens ein Haustier. Ein Gewissen, zumindest darin waren sich alle einig, besaß er nicht.
»Sie sieht aus wie eine Veganerin«, murmelte Rufus. »War Sonny Sol nicht auch ein Pflanzenfresser? Alaska hat ihn zu einer Schweinefarm gebracht und dort wurde er bei lebendigem Leib von den Viechern aufgefressen. Nur seine Rolex ist übrig geblieben.«
»Sol hat Alaska hintergangen«, sagte Link. »Darum musste er sterben – nicht, weil er ein Graslutscher war. Das Mädchen da sieht gesund und frisch aus. Keine Chicken Nuggets, kein Schnaps, keine Drogen … Wahrscheinlich ernährt sie sich nur von Smoothies und Lichtenergie und trägt Freundschaftsarmbänder. Alaska wird seine helle Freude an ihr haben.«
Sie sahen der jungen Frau hinterher, die sich mit gesenktem Kopf in Bewegung setzte.
»Eine Stimmungskanone ist sie schon mal nicht«, sagte Big House.
»Jemand wird sie vermissen, wenn sie verschwindet«, merkte Rufus an.
»Jeden Tag verschwinden Menschen«, erwiderte Link. »Die da scheint eine Einzelgängerin zu sein oder sie hat keine Freunde. Außerdem fangen die Weihnachtsferien an. Es wird ein Weilchen dauern, bis jemand eine Vermisstenanzeige aufgibt. Dann werden die Bullen sagen: Ach, eine Kunststudentin? Nun, wahrscheinlich lässt sie es in einem indischen Ashram richtig krachen.«
Big House kicherte.
Rufus wusste nicht, was ein Ashram war. Trotzdem versuchte er es noch einmal. »Vielleicht ist sie nicht irgendjemand. Ich meine, sie geht auf eine scheißteure Privatakademie.«
»Sie studiert Kunst, Dummkopf. Es ist ja jetzt nicht so, als würden wir die zukünftige Nobelpreisträgerin für Medizin entführen, die an einem Heilmittel gegen Krebs forscht.« Link startete den Motor des Transporters. »Niemand wird einen Aufstand machen, wenn eine Möchtegern- Künstlerin verschwindet. Sie werden denken, dass sie … ich weiß nicht, mit LSD im Glühwein experimentiert und spirituelle Gespräche mit einem Weihnachtsbaum führt, bevor sie sich nackt auszieht und sich in ihren Ölfarben wälzt.«
»Echt?« Big Houses Augen wurden tellergroß. »Jemand sollte ihr sagen, dass LSD mit Alkohol bloß dafür sorgt, dass einem kotzübel wird.«
»Sollen wir sie betäuben, was meint ihr?«, fragte Rufus. »Damit sie nicht herumzickt.« Er hatte kaum ausgesprochen, da bemerkte er, dass er unbewusst seinen Widerstand gegen Links Plan aufgegeben hatte. So lief es immer: Link redete und redete, bis Rufus’ Ohren klingelten und er nachgab.
»Keine Drogen«, sagte Link entschieden. »Wo bleibt denn da der Spaß für Alaska?«
»Ich habe mal gehört, dass Alaska mit Weihnachten gar nicht viel am Hut hat.«
Big House kicherte wieder. »Er hasst Weihnachten wie die Pest. Angeblich ist er um diese Jahreszeit ganz besonders schlecht gelaunt.«
»Noch schlechter als sonst?« Rufus stöhnte. »Ich will nicht sterben. Schon gar nicht an Weihnachten. Es ist das Fest der Liebe!« Er dachte an seine Unterhosen-Schublade. Vielleicht sollte er sich was Schickes von Calvin Klein zulegen. Wenn er schon sterben musste, dann aber bitte mit Niveau.
»Niemand wird sterben, du Jammerlappen.« Link versetzte ihm einen Stoß. »Also … niemand von uns dreien. Was Alaska mit unserem Geschenk anstellt, geht uns nichts an. Wir wollen mit ihm ins Geschäft kommen, okay? Das ist durchaus ein Studentenleben wert, wenn du mich fragst.«
Big House tippte ihm auf die Schulter. »Unser Geschenk ist gleich weg.«
Die junge Kunststudentin entfernte sich langsam von ihnen, den Kopf immer noch gesenkt. Ohne nach rechts oder links zu schauen, überquerte sie die Straße und bemerkte nicht einmal, dass ein Auto scharf bremsen musste. Das Hupen schien sie nicht wahrzunehmen. Erst als sie in eine tiefe Pfütze trat und das Wasser über den Rand ihres unförmigen Stiefels schwappte, erwachte sie aus ihrer Lethargie und führte einen unbeholfenen Tanz auf.
Link grinste. »Wie süß – ein Träumerle. Ich sage euch, Alaska wird sie lieben.«
Ihre niedergeschlagene Miene zeigte einen kurzen Anflug von Verärgerung, der sofort wieder erlosch. Sie ging weiter, langsam und ergeben wie eine zum Tode Verurteilte.
Wenn du wüsstest … Rufus kämpfte die aufkeimenden Schuldgefühle nieder. Es ging ums Geschäft. »Los, holen wir sie uns!«


Ebook oder Taschenbuch bei Amazon kaufen