KAPITEL 1
Finn
Anderthalb Jahre zuvor
»Willst du nicht wissen, ob ich mit einem anderen Mann gevögelt habe, während du fort warst?« Sie schlingt ein Bein um seine Hüfte und bettet ihren Kopf auf seine Brust. Ihr Fingernagel zeichnet das Bullhead-Tattoo nach.
Finn blinzelt in das Morgenlicht. »Nicht um diese Uhrzeit«, murmelt er.
Eine wilde, schweißtreibende Nacht liegt hinter ihnen und er möchte die angenehme postorgasmische Erschöpfung noch eine Weile genießen, den kurzen Frieden in seinem Verstand, wenn die Gedanken noch schlafen.
»Es ist dir egal«, sagt sie und gräbt ihre Nägel in seine Haut. »Ich bin dir egal.«
»Sei nicht albern. Ich vergöttere dich, sonst wäre ich nicht hier.«
»Dann frag mich.«
»Na gut.« Er seufzt. »Hast du mit einem anderen Mann gevögelt?«
»Was würdest du tun, wenn ich Ja sage?«
Nun, er würde dem anderen Mann anerkennend auf die Schulter klopfen und ihnen beiden alles Gute wünschen. Aber er hat so eine Ahnung, dass das die falsche Antwort wäre.
»Ich würde dem Typen eine schmerzhafte Lektion erteilen, damit er zukünftig seine Finger von dir lässt, Jenny. Zufrieden?«
Ruckartig richtet sie sich auf. Ihre erwartungsvolle Miene verdunkelt sich schlagartig. »Das darf doch nicht wahr sein!«
»Was?«, fragt er verwirrt.
»Ich heiße Lauren, du Mistkerl! Lauren! Wann merkst du dir das endlich?« Sie schlägt mit der Faust auf seine Brust.
Fuck! Lauren. Natürlich.
Er fängt ihr Handgelenk ab, bevor sie einen zweiten Schlag landen kann. »Ich habe letzte Nacht offenbar nicht nur dir das Hirn rausgevögelt. Sorry, aber es ist viel zu früh für ernste Gespräche. Lass uns weiterschlafen.«
Sie denkt nicht daran. »Wer ist Jenny? Sag mir die Wahrheit: Hast du noch eine andere Frau neben mir?« In ihren Augenwinkeln glitzert es verdächtig.
»Musst du unbedingt alles verderben?«, murmelt er und legt den Arm über seine Augen, um das grelle Morgenlicht abzuschirmen.
»Sag mir einfach, ob ich die Einzige bin, mit der du Sex hast.«
Doppelfuck.
»Du weißt doch, wie sehr ich dir verfallen bin, Jen… äh, Liebes.« Lauren, verdammt! »Ich kann an eine andere Frau nicht einmal denken! Du bringst mich um den Verstand mit deinen …« Er nimmt seinen Arm von den Augen und mustert sie. »Deinen unwiderstehlichen Lippen«, beendet er lahm den Satz. »Deine Brüste sind auch ganz wunderbar.«
Sie wirkt nicht besänftigt. »Wie lange kennen wir uns jetzt schon?«
»Zwei Jahre, glaube ich.«
»Vier Jahre, Finn! Seit vier Jahren kommst du alle paar Monate her, bleibst eine oder zwei Nächte und verschwindest am nächsten Morgen wieder. Auf meine Anrufe reagierst du grundsätzlich nicht.«
»Ich hasse Telefonate.« Stimmt nicht. Er liebt schmutzige Gespräche, aber möglicherweise hat er Jenny … Lauren in dieser Hinsicht irgendwie vernachlässigt. Seine Kontaktliste ist so voll, dass er manchmal nicht weiß, wem er da gerade ins Ohr raunt: Ich stelle mir vor, wie ich meinen Kopf zwischen deinen weit gespreizten Schenkeln vergrabe und dich meine zuckende Zunge spüren lasse, bis ich in deinen Säften ertrinke. Ich will dich zittern und flehen hören. Und du wirst zittern und flehen.
Was man halt so sagt, wenn man seit Tagen mit seinen ungeduschten Brüdern in den Ardennen unterwegs ist und endlich wieder Mobilfunk-Empfang hat.
Aber Jenny-Lauren ist noch nicht fertig. »Wenn ich Glück habe, schickst du mir eine SMS, in der steht: Na, wie geht’s? Als wäre ich eine flüchtige Bekanntschaft. Wenn ich dir antworte, kommt nichts zurück!«
Er zupft an seinem Ohrring. »Tatsächlich? Wie unhöflich von mir.«
Diese SMS schickt er regelmäßig sporadisch an seine Frauen, um sich zu vergewissern, dass sie noch verfügbar sind. Hin und wieder fügt er noch einige persönliche Worte hinzu, zum Beispiel: Ich vermisse dich, meine Schöne oder Ich kann unsere gemeinsame Nacht nicht vergessen.
Okay, Letzteres entspricht nicht ganz der Wahrheit. In seiner Erinnerung verschmelzen die Gesichter aller Frauen, mit denen er gevögelt hat, zu einem konturlosen Fleck. Er überlässt es ihnen, ihren Namen und die Nummer in sein Handy einzugeben, und fügt später hinzu, in welcher Stadt er sie flachgelegt hat, um den Überblick zu behalten.
Er sollte wohl besser eine Excel-Tabelle anlegen.
Jenny-Lauren lebt in der Stadt, in der das Mother Chapter des MC beheimatet ist. Wann immer die Nomads hier Station machen, stattet er ihr einen Besuch ab. Sie ist Friseurmeisterin, einige Jahre älter als er, aber heiß wie die Hölle. Praktischerweise wohnt sie direkt über ihrem Salon. Denn immer, bevor er ihr ein paar bewusstseinserweiternde Orgasmen verschafft, besteht sie darauf, sich um sein lockiges, langes Haar zu kümmern, das von Natur aus dunkel ist. Jedes Mal färbt sie es wieder karamellblond mit einigen hellen Strähnen, frisiert es zu einer wilden Mähne und macht mehrere Fotos von ihm, die sie anschließend auf Instagram postet. Eines dieser Bilder hängt als Plakat in ihrem Schaufenster. Sie hat ihm auch schon einen trendigen Man Bun und einen Bro Flow frisiert, ihm Wikingerzöpfe geflochten und ihm einen lässigen Jason Momoa-Style verpasst. Er lässt es gutmütig über sich ergehen, denn erstens bekommt er als Gegenleistung verdammt guten Sex und zweitens gefällt es ihm, nicht wie ein abgeschliffener, harter Herumtreiber auszusehen – auch wenn er natürlich genau das ist. Zwischen seinen lederbekleideten Rocker-Brüdern mit ihren groben Manieren sticht er heraus mit seiner verlockenden Attraktivität, seiner lässigen Art und dem einnehmenden Lächeln, das nie seine Wirkung verfehlt. Die Blicke der Frauen fallen immer zuerst auf ihn, dann auf seine Hüften.
Lauren ist noch nicht fertig. »Du machst Versprechungen, die du nie einhältst. Ein Wochenendtrip auf deinem Motorrad, Hilfe beim Anstreichen des Salons, ein romantisches Dinner! Du hast mich noch nie zu einer eurer Club-Partys mitgenommen!« Zornig wirft sie ihr glattes, kinnlanges Haar nach hinten.
»Unsere Partys sind nichts für dich. Was die Renovierung betrifft: Ich würde dir ja echt gerne helfen, aber wir brechen morgen schon wieder auf.«
»Dir ist es also nicht aufgefallen«, erwidert sie bitter. »Weil es dich gar nicht interessiert. Du kommst nur her, weil du Sex willst.«
Er runzelt die Stirn. »Was aufgefallen?«
»Dass der Salon längst einen Neuanstrich bekommen hat. Ich habe einen Handwerker bezahlt.«
»Klar habe ich die neue Wandfarbe bemerkt.« Hat er nicht.
»Hast du nicht.«
»Okay, habe ich nicht.«
Warum hört sie nicht auf zu diskutieren? Vorhin war doch noch alles in Ordnung. Er hat sie viermal kommen lassen. Das fünfte Mal zählt nicht, weil sie kurz das Bewusstsein verloren hat. Was will sie denn noch?
»Erinnerst du dich an unser Gespräch bei dem letzten Besuch vor drei Monaten, Finn?«
Misstrauisch kneift er die Augen zusammen. »Ist das eine Fangfrage?«
»Ich habe dir gesagt, was ich für dich empfinde und dass ich mir etwas Festes wünsche. Mit dir.« Sie tippt gegen seine straffe Brust. »Jedes Mal, wenn du dich wieder auf dein Motorrad schwingst, brichst du mir das Herz. So geht es nicht weiter.«
Mist, er hätte wirklich auf sein Bauchgefühl hören sollen. Als er nämlich gestern Abend an die geschlossene Glastür ihres Friseursalons geklopft und ihr Gesicht gesehen hat, ahnte er schon, dass es ein Fehler war, hierherzukommen. Aber wenn es um Sex geht, wischt er gern mal alle Bedenken beiseite. Sein Charme hat sich schon oft als bewährte Waffe erwiesen, um eine blöde Situation in ein angenehm schweißtreibendes Abenteuer zu verwandeln.
Aus Erfahrung weiß er, dass Jenny … Lauren nach Feierabend den Salon gründlich putzt und die Buchhaltung macht. Sie liebt ihren Laden, für den sie hart gearbeitet hat.
Und sie liebt ihn.
Das ist das Problem.
Sie hat die Tür aufgeschlossen und ihm eine schallende Ohrfeige gegeben, noch bevor er Hallo sagen konnte. Da es nicht die erste Ohrfeige war, die er von einer Frau erhalten hat – er hat irgendwann aufgehört, mitzuzählen –, ließ er sich nicht aus dem Konzept bringen. Er umfasste ihr Gesicht und gab ihr noch auf der Schwelle einen verschlingenden Kuss, der die Zornesfalte zwischen ihren Brauen verschwinden ließ. »Gottverdammt, wie habe ich dich vermisst«, flüsterte er rau und sofort wich die Wut aus ihrem Körper. Fünf Minuten später sank sie vor ihm auf die Knie und zeigte ihm, dass auch sie ihn vermisst hatte. Bevor er in ihrer engen Kehle kommen konnte, zog er sie hoch, beugte sie über den Waschtisch und nahm sie gottlos hart durch, so wie sie es am liebsten mag.
Anschließend kümmerte sie sich um sein Haar. In Blond, befand sie, sah er attraktiver aus. Weniger hart und gefährlich. Weniger wie ein Schurke, mehr wie ein edler Prinz … Was auch immer. Er ließ sie gewähren.
»Okay, du hast recht«, sagt er und setzt sich auf. »So geht es nicht weiter. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander, aber alles hat einmal ein Ende. Das verstehe ich.«
»Nein, warte!« Bevor er das Bett verlassen kann, schwingt sie sich auf seinen nackten Leib. Ihre milchigen Brüste wippen vor seinem Gesicht; sein Schwanz reagiert wie ein Pawlowscher Hund. Manchmal hasst er sein bestes Stück, das ihm stets im falschen Moment in den Rücken fällt.
Er schüttelt den Kopf. »Hör mal, ich kann dir nicht mehr geben, als du schon von mir bekommen hast. Ich will keine Beziehung.«
»Aber ich gehöre dir, Finn.« Zärtlich streicht sie durch sein Haar, spielt mit einer goldblonden Strähne. »Ich hätte viele Dates mit interessanten Männern haben können, weißt du? Männer, die es ernst meinen. Aber ich will nur dich.«
»Du hättest diese Männer daten sollen … Dings, äh, Lauren. Du hast etwas Besseres verdient als einen Herumtreiber wie mich.«
Ihre Augen werden glasig. Wenn sie jetzt in Tränen ausbricht, wird er sie von sich hinunter schubsen und die Flucht ergreifen müssen.
Er wird nie verstehen, warum Frauen ständig seinetwegen heulen. Pure Verschwendung von Körperflüssigkeiten. Es geht doch nur um einvernehmlichen Spaß.
»Du kannst du nicht ewig so weiterleben, Finn.« Sie schnieft. »Jeder braucht ein Zuhause. Beständigkeit. Einen Menschen an seiner Seite.«
»Mein Bike ist mein Zuhause. Ich bin in jedem Bullhead-Clubhaus willkommen und ich habe meine Freunde. Mehr brauche ich nicht. Mehr will ich nicht.«
Mehr könnte er nicht ertragen.
»Also wirst du dich niemals niederlassen«, sagt sie traurig. »Nicht einmal für mich.«
Bedauernd zuckt er die Achseln und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn. »Es hat nichts mit dir zu tun, Liebes. Ich bin und bleibe ein Vagabund.« Er umfasst ihre Taille und hebt sie sanft von sich herunter. Obwohl sein Schwanz fast wieder hart ist, kann er jetzt gar nicht schnell genug von hier fortkommen.
»Wenn du jetzt gehst, ist es aus mit uns, Finn.« Er spürt ihren brennenden Blick in seinem Rücken, während er sich anzieht. »Für immer.«
»Dann werde ich wohl zukünftig mein Haar selber kämmen müssen«, murmelt er und schließt den Gürtel mit der silbernen Schnalle in Form eines Bullenschädels. »Mach jetzt bitte kein emotionales Drama aus der ganzen Sache. Wir hatten viel Spaß miteinander, aber mehr habe ich dir nie versprochen.«
Er hat allerdings auch keine Einwände erhoben, wann immer sie Zukunftspläne geschmiedet hat, in denen er eine maßgebliche Rolle spielte. Sie wollte ihn sogar ihren Eltern vorstellen. Hat sie nicht auch Selfies von ihnen beiden auf ihr Instagram-Profil hochgeladen? Jedenfalls hat Dog ihm mal das Smartphone unter die Nase gehalten, auf ein Bild von ihm und einer Frau – dieser Frau – zu sehen war, die ihn sichtlich verliebt anlächelte. Ein Wunder, dass keine Herzchen über ihren Köpfen schwebten. Hashtag #love #togetherforever. Vielleicht hätten da bei ihm die Alarmglocken klingeln sollen. Aber wer hätte sich dann um sein Haar gekümmert?
Dog hat ihm eine seiner ernsten Dog-Predigten gehalten, dass er ihr keine falschen Hoffnungen machen darf und so weiter und blabla. Sein Freund gehört erst sein wenigen Jahren zu den Nomads und hat noch nicht ganz verstanden, worum es geht: Freiheit.
Keine Verantwortung, keine Ketten. Keine erdrückenden Wände, kein Stillstand.
Keine Albträume, in denen er in einer lichtlosen Kiste zu ersticken droht.
»Was stimmt nicht mit dir, Finn?«, presst Lauren hervor. »Wovor läufst du davon?«
Er streift sein T-Shirt über und schnürt seine Boots zu. »Fang jetzt bloß nicht an, meine gestörte Persönlichkeit zu analysieren, Lauren.«
»Immerhin hast du es ja doch noch geschafft, dir meinen Namen zu merken.« Wütend wischt sie sich über die Augen. »Falls es dir noch niemand gesagt hat: Du bist ein herzloser Egoist und ich wünschte, ich wäre dir nie begegnet.«
Oh, auch das hat er schon einige Male zu hören bekommen.
»Dann hättest du den besten Sex deines Lebens versäumt«, erwidert er, während er die Kette seiner Brieftasche an der Gürtelschlaufe festhakt und überprüft, ob das Springmesser noch in der Innentasche der Lederjacke steckt. Sein stummgeschaltetes Handy zeigt zwei verpasste Anrufe von Nuts.
Sie versetzt ihm einen überraschend kräftigen Stoß. »Verschwinde aus meinem Leben, Dreckskerl! Wag es ja nicht, dich je wieder hier blicken zu lassen!«
Auf dem Weg zur Wohnungstür schnappt er sich seinen Helm. Bevor er die Tür öffnet, dreht er sich um. »Wenn du mit einem anderen Mann fickst, stell dir einfach vor, er wäre ich. Dann klappt es ganz bestimmt mit euch beiden.«
Etwas kracht dicht neben seinem Kopf gegen die Wand. Scherben regnen zu Boden. »HAU AB, DU ARSCHLOCH!«
»Alles Gute, Lydia«, sagt er sanft und verlässt die Wohnung.
Draußen auf der Straße weht ein frischer Wind. Wolken ballen sich über den Hausdächern. Ein paar Kinder mit Schulranzen stehen vor seiner Low Rider. Ein Mädchen stupst mit dem Zeigefinger gegen den Tank mit dem Emblem der Bullheads und kichert. Ein Teil der Lackierung ist abgeblättert. Rund um den Tankdeckel blüht der Rost. Das einstmals glänzende Chrom ist mit Flecken übersät. Aus der aufgeplatzten Naht am Sattel quillt gelber Füllstoff.
»Na, wollt ihr auch mal Motorrad fahren, wenn ihr groß seid?«, fragt er beiläufig und wählt Nuts’ Nummer.
»Bestimmt nicht so eine hässliche Schrottkarre«, sagt ein kleiner Junge verächtlich. Lachend rennen die Kinder davon.
»Ihr Rotzlöffel habt doch keine Ahnung von Vintage!«, ruft er ihnen hinterher.
»Das klingt verdächtig, als hätte jemand dein Motorrad beleidigt«, ertönt Nuts’ Stimme aus dem Handy. »Wo steckst du? Wir warten seit einer geschlagenen Stunde vor dem Clubhaus auf dich. Wir sollten längst unterwegs sein.«
»Sorry, ich wurde aufgehalten.«
»Von deinem Schwanz, nehme ich an. Bitte sag mir, dass du nicht auf der Flucht vor einem betrogenen Ehemann bist, dessen Onkel zufällig zur Russenmafia gehört.«
»Wann habe ich je …?«
»Oder dass du schon wieder beim Anwalt warst, um eine Unterhaltsklage abzuwenden.«
»Wie lange wollt ihr mir das noch unter die Nase …?«
»Oder dass eine Frau, deren Herz du gebrochen hast, dir die Reifen aufschlitzt und Zucker in den Tank kippt.«
»Das ist nur einmal vorgekommen. Ein einziges Mal!«
»Nicht zu vergessen der Typ mit der Pumpgun und seinen prügelfreudigen Kumpels, die dich mit ihren Autos durch die Stadt gejagt haben.«
»Ja, das war ziemlich amüsant.« Wider Willen muss er grinsen. »Das Schlimmste, womit ihr rechnen müsst, ist der Anblick meines zukünftig unfrisierten Haares. Ich musste Lucia abservieren.«
»Sie heißt Lauren. Schön, dass du die Sache endlich beendet hast. Du hast sie lange genug verarscht, Casanova.«
»Es war nie die Rede von einer Verlobung«, erwidert er missmutig und schwingt sich in den Sattel.
»Du hast ihr aber auch nicht deutlich gesagt, dass du nur ficken willst. Wie lange lief deine Beziehung mit Lauren jetzt? Vier Jahre, richtig?«
»Es war keine Beziehung! Sie hatte eine innige Affäre mit meinem Haar und ich durfte freundlicherweise mitspielen.« Er hämmert mehrmals auf den Starter, bis der Motor, der ein zögerliches Husten von sich gibt, endlich anspringt. »Mistkarre«, murmelt er.
»Hast du dein Bike durchgecheckt?«, fragt Nuts prompt. »Reifendruck überprüft? Zündkerzen gewechselt, den Luftfilter gereinigt? Vor uns liegt eine lange Strecke. Wenn du wieder mit einer Panne liegenbleibst, werden wir dich am Straßenrand zurücklassen.«
Finn verdreht die Augen. Ihr früherer Anführer Frenchman war nicht annähernd so streng wie sein Nachfolger Nuts. Schlimmer als eine Gouvernante. »Mein Bike schnurrt wie ein Kätzchen.«
»Lügner. Ich höre bis hierher das Todesröcheln deines rostigen Eisenhaufens. Diese Maschine ist eine Schande für unseren MC. Du bringst die Karre bis Ende des Monats in Ordnung oder ich brumme dir eine Geldstrafe auf, kapiert?«
»Schon wieder? Wie wäre es mit einem Mengenrabatt? Und überhaupt: Wieso soll mein Motorrad aussehen, als würde ich es nur sonntags bei Schönwetter zum nächsten Bikertreff schieben? Wir sind verfickte Nomaden!«
»Wir sind Bullheads«, korrigiert sein Freund. »Dein Bike ist schlecht für unser Image. Und wir werden nicht ewig Nomaden sein.«
»Bullshit! Wir sind nicht für die Sesshaftigkeit geschaffen.«
»Man weiß nie, was die Zukunft bringt«, entgegnet Nuts weise. »Eines Tages wirst auch du darüber nachdenken müssen, was du mit deinem Leben anfangen willst. Du kannst nicht ewig ein Vagabund sein.«
Wortlos beendet Finn den Anruf