Unter geheimer Identität

Einige von euch wissen vielleicht, dass ich noch unter einem anderen Namen veröffentliche, und ich werde natürlich regelmäßig gedrängt, diesen Namen doch bitte ENDLICH preiszugeben.
Dass ich es nicht tue, wird mit Unverständnis quittiert. Warum enthalte ich meinen Lesern diese geheimnisvollen anderen Romane vor?
Ist es pure Gemeinheit?
Gönne ich euch keinen neuen Lesestoff aus meiner Feder?

 

Zuerst einmal handelt es sich bei meinem anderen Namen um ein sogenanntes geschlossenes Pseudonym. Das heißt, es ist weder rechtlich noch öffentlich mit Catalina Cudd verknüpft. Der Sinn eines geschlossenen Pseudonyms ist es, Anonymität zu wahren.
Und warum mache ich ein Geheimnis daraus?
Weil es notwendig ist.

 

Die Buchbubble – aus der ich mich immer weiter zurückziehe – ist in den letzten Jahren sehr toxisch geworden.
Wie alle Autorinnen, die nicht cozy und wholesome schreiben, werde auch ich vom Internet-Mob mit Fackel und Mistgabeln attackiert. Boykott-Aufrufe sowie die längst zur Norm gewordenen wortlosen 1-Sterne-Rezis direkt nach der Veröffentlichung, um das Buch im Ranking unsichtbar zu machen, oder Meldungen an Amazon, um eine Sperrung meiner Bücher erreichen, betreffen leider auch mich.
Und es funktioniert: Seit KILLING SAINT gehen meine Verkaufszahlen kontinuierlich in den Keller.
Ich würde ja gerne sagen, dass meine Romane einfach nicht mehr gut genug sind. Das erklärt aber nicht, warum die Bücher, die ich unter Pseudonym veröffentliche, sich wie geschnitten Brot verkaufen.

 

Es ist absolut okay, ein Buch nicht zu mögen, weil es Inhalte enthält, mit denen ein Leser nicht zurechtkommt oder weil keine Rocker darin mitspielen. Dann kauft man das Buch einfach nicht oder erklärt in einer fundierten Rezension, warum man enttäuscht ist oder dass das Vorwort nicht ernst genug genommen hat.

Ich presönlich mag keine Romane mit unerwarteten Schwangerschaften, in denen die Heldin als selbstlos liebende Vollzeit-Mutti an der Seite eines Millionärs endet. Also lese ich solche Bücher einfach nicht und ich schreibe sie auch nicht. Das können andere Autoren viel besser.
Auch das Dark Romance-Genre ist mittlerweile nicht mehr meins; ich selbst lese kaum noch deutsche Dark Romance-Bücher, weil ich oft aus dem Kopfschütteln nicht mehr herauskomme. Und damit ist das Thema für mich erledigt.
Trotzdem habe ich das Etikett Dark Romance-Autorin auf meiner Stirn pappen (obwohl ich mich eher bei den Romance-Thrillern sehe oder vielleicht noch bei New Adult). Das ist für mich okay, denn so können diejenigen, die krasse Inhalte nicht mögen (und die gibt es bei mir nun mal), meine Bücher meiden.
Wenn es denn beim Meiden bliebe.

 

Inzwischen werden aber auch manche Dark Romance-Autoren beleidigend und bezeichnen Blogger, die eine gut begründete Kritik verfassen, als Heulsuse oder sie hetzen ihre wutschäumende Fanbase auf Leser, die ihre Meinung zu einem Buch kund getan haben, welche dem Autor nicht schmeckt. Mitunter wird auch gemeinschaftlich gegen andere Autoren vorgegangen, die als Konkurrenz angesehen werden. Die Fronten verhärten sich, der Krieg tobt.

Mit diesem ganzen Theater will ich nichts zu tun haben. Ich will bloß meine Romane schreiben. Doch der Druck steigt. Durch die sinkenden Verkaufszahlen muss ich schneller, schneller, schneller schreiben und werde schneller, schneller, schneller angegriffen. Es ist eine sich abwärts drehende Endlos-Spirale geworden.

KISS & SWALLOW hat sich entsprechend als Flop erwiesen. Bereits nach einer Woche war der Roman weg vom Fenster. Wenn ich zuerst die Trilogie komplett fertig geschrieben und dann veröffentlicht hätte, hätte es für mich ein böses Erwachen gegeben. Denn für drei dicke Klopper benötige ich ungefähr 12 Monate in Vollzeit, in denen ich von Ersparnissen lebe. Man hofft natürlich, dass sich dieses Jahr Arbeit am Ende auszahlt und man danach nicht pleite ist.
Ich bin heilfroh, dass ich mich anders entschieden habe und der bisherige Verlust sich daher in Grenzen hält.

Das ist auch meinem geschlossenen Pseudonym zu verdanken. Es hat mir wirtschaftlich gesehen den Arsch gerettet. Ohne es hätte Catalina Cudd schon im letzten Jahr die Autoren-Segel streichen müssen.

Mein Pseudonym kann in einem sicheren Raum schreiben und veröffentlichen. Es hat keinerlei Druck von außen, es muss auch nicht befürchten, gecancelt zu werden.
Die Bücher, die ich unter diesem zweiten Namen veröffentliche, laufen zu meiner Überraschung richtig gut – nicht, weil sie von mir sind, sondern weil sie einfach ihre Leser finden. Es gibt kein Marketing auf Instagram oder Tiktok, keine Blogger, die sie anpreisen, keine Autorenwebseite, keinen Shop mit Goodies, keinen Newsletter mit kostenlosen Ebooks. In der Buchbubble auf Social Media sind sie nicht existent.
Und trotzdem werden sie gekauft. Einfach so.
Vielleicht hast du ja bereits einen dieser Romane gelesen. Wenn nicht, dann vermutlich deshalb nicht, weil er schlicht nicht deinen Interessen entspricht. Aber ganz bestimmt nicht, weil ich ihn dir aus Bosheit vorenthalte. Diese Bücher sind nämlich überall und für jeden frei erhältlich.
Die Rezensionen sind fair und positiv; es wird nicht zum Halali geblasen, sobald unter diesem zweiten Namen ein neues Buch erscheint. Mit diesen Romanen erlebe ich nicht, was Catalina Cudd erlebt.
Und darum bleibt dieses Pseudonym geschlossen.

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