Arbeitsmittel – Scrivener 2

Zu Beginn habe ich -wie wohl jeder- meine Texte mit Word oder Open Office verfasst, in einem dicken fetten Dokument. Meine vielen, vielen Notizen, Textschnipsel, Ideen und die ToDo-Liste fanden ihr Zuhause in einer Kladde oder in der gängigen Zettelwirtschaft („schnell aufschreiben, bevor’s vergessen wird…“). Für kleinere Projekte ist das sicher noch eine funktionierende Vorgehensweise. Bei einem großen Projekt, für das sich Massen an Material angesammelt haben und das ich mir möglichst Szene für Szene oder wenigstens Kapitel für Kapitel vornehmen möchte, ohne ständig zwischen zahllosen Dokumenten hin- und her zu klicken, wird es schon chaotischer.

Für meine persönliche Arbeitsweise – Material sammeln und ordnen, Buchstruktur aufbauen -ist das Autorenprogramm Scrivener 2 daher das optimale Werkzeug. nein, falsch, ich liebe dieses Programm! Es hat mir das Leben unglaublich erleichtert und kommt meiner Art, ein Schreibprojekt anzugehen, sehr entgegen.

Sämtliches Material – Charakterblätter, Plot, Ortsbeschreibungen, allgemeine Infos und auch benötigte oder inspirierende Bilder – sind immer da. Immer. Sie sind Teil des Scrivener-Domkuments und liegen links in deLeiste unterhalb des Manuskripts. Der Manuskript-Ordner selber enthält … richtig: das Manuskript. Aber nicht als gewaltige Textbombe, sondern eingetielt in Kapitel-Ordner, in denen wiederum das Kapitel szenisch aufgeteilt wurde.Später wird alles, was im Manuskript liegt, dann zu einem einzigen Textdokument zusammengefasst.

Üblicherweise strukturiere ich das Buch erst einmal durch. bevor ich mit dem Schreiben loslege, und überlege mir zu jedem Kapitel, was dort wann vorkommen wird. In Scrivener bekommt jedes Kapitel bzw. jede Szene vorab ihre kurze Inhaltsangabe und dazugehörige Notizen, dir mir dann im Inspektor zur Verfügung stehen, wenn ich mich ans Schreiben mache. Die Buchstruktur steht also schon und ich muss nicht befürchten, den roten Faden zu verlieren oder mit meinem Projekt ganz woanders rauszukommen, als geplant war.

„Drauflosschreiben“ ist für mich ein Zeitvertreib, den ich mir für Kurzgeschichten aufspare – aber andere Leute sehen das sicher anders.

Dan des geteilten Bildschirms kann ich an meinem Text arbeiten und habe parallel z.B. den Plotentwurf oder die Charakterbeschreibung daneben bereit oder einen zweiten Text, den ich gleichzeitig bearbeite, um Unstimmigkeiten zu vermeiden. Ich kann das gesamte Projekt verschlagworten und z.B. alle Auftritte eine bestimmten Charakters markieren. Jedem Kapital kann ich ein Label zuordnen, anhand dessen ich erkenne, ob ich es ein Rohentwurf, ein fertiger Text ist oder ob noch etwas fehlt. Die Corkboard-Ansicht ist nicht nur schön, sondern gibt mir einen Überblick über das gesamte Projekt und den einzelnen Kapiteln nebst Inhaltsangabe und aktuellem Status. Und damit ich beim Arbeiten auch wirklich nicht abgelenkt werde, kommt der Vollbildmodus ins Spiel, der alles außer dem Text ausblendet.

Schön, aber bisher noch nicht genutzt, sind die Möglichkeiten, ein Tages- oder Gesamtziel einzugeben oder der Name Generator, der mir Namensvorschläge gibt. Insgesamt finde ich Scrivener 2 sehr gelungen; es ist einfach zu bedienen und bietet eine Unzahl an hilfreichen Features.

Der einzige Wermutstropfen ist die Tatsache, dass Scrivener bisher noch nicht auf Deutsch erhältlich ist. Manche bemängeln auch die fehlende Rechtschreibkorrektur, aber zumindest auf dem Mac ist diese schon systemseitig vorhanden und läuft immer mit. Auf einem Windows-Rechner kann man ein deutsches Wörterbuch nachinstallieren und dies über die Voreinstellungen aktivieren.

Trotzdem: die gute alte Schreibkladde wird immer noch benutzt; sie ist einfach schneller zur Hand, wenn mir spontan was einfällt. Irgendwann später werden die Notizen dann in Scrivener übernommen. Außerdem macht es Spaß, darin herum zu blättern und die Krakeleien zu dechiffrieren.

Früher habe ich auch oft Texte handschriftlich verfasst. Aber wer meine Klaue mal gesehen hat, weiß auch, dass nur ein Apotheker das Geschreibsel später entziffern kann. Ich jedenfalls kann es nicht.

 

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