Buchrezension: „Der Krähenmann“ von Corina Bomann

Ich hatte das Glück, über Lovelybooks ein Exemplar des Jugendkrimis „Der Krähenmann“ zu bekommen und an der Leserunde teilzunehmen. Das war mein erstes Buch der Autorin Corina Bomann und es las sich wirklich schnell.

Bildschirmfoto 2014-08-24 um 20.02.14Achtung: Die nachfolgende Rezension enthält einige Spoiler!

Zunächste einmal finde ich die gesamte Buchgestaltung sehr gelungen. Das Cover ist matt gedruckt, nur der Titel hat ein Hochglanzfinish bekommen; der Buchblock selber ist rot angeschnitten. Insgesamt macht der Roman einen für ein Taschenbuch sehr hochwertigen Eindruck.

Kurzbeschreibung:
Die 16-Jährige Waise kommt dank eines Stipendiums an das Eliteinternat Rotensand und findet direkt am ersten Tag einen toten Spatz auf ihrem Kopfkissen. Kurz darauf wird eine Schülerin ermordet aufgefunden; der Täter hat ihr Krähenflügel an den Rücken genäht. Alles deutet auf einen Rachemord hin, dessen Ursache in der Vergangenheit liegt und in die die Clique um die fiese Melanie verwickelt ist.
Zusammen mit Alex macht Clara sich daran, den Mörder zu entlarven …

Mein persönlicher Eindruck:
Der Schreibstil ist sehr angenehm schnörkellos und knapp gehalten. Nirgendwo kommt man aus dem Lesefluß raus oder stolpert über Bandwurmsätze. Perfekt für ein Jugendbuch.
Ich hatte großen Spaß, mal einen Thriller aus der Sicht einer jüngeren Heldin zu erleben. Klar kommt einem immer wieder das abgeklärte Erwachsenen-Denken dazwischen, aber für die Zielgruppe dürfte der Roman richtig gut funktionieren. Er hat alle Elemente, die man sich von einem Teenie-Thriller wünscht: Thrill, nicht zuviel Brutalität, eine zarte Lovestory, Zickenkrieg und natürlich eine Internatsstory.
Das Buch folgt dem klassischen Whodunit-Krimimuster: Im Prolog werden die Ereignisse aus der Sicht eines Opfers in Gang gesetzt, danach häufen sich die Geschehnisse und die Hinweise, bis es zum Finale kommt.
Miträtseln ist erlaubt. Es werden eine Menge Fragen aufgeworfen und lose Fäden gelegt, die dazu animieren, weiterzulesen. Warum tote Spatzen? Was hat es mit dem leeren Westflügel auf sich? (Garantiert spielt der noch eine Rolle!) Wieso werden den Opfern Krähenflügel an den Schultern befestigt? Wie kommt der Täter an die Opfer heran? Warum ausgerechnet diese Mädchen? Wie wird sich der Konflikt Melanie-Carla entwickeln? Wird Carla herausfinden, wer der Mörder ist? Und – ganz wichtig! – kriegen Carla und Alex sich? 🙂
Leider dürfte es ziemlich unmöglich sein, die Verbindung zwischen Täter und Opfer herzustellen (wer das Buch bis zum Ende liest, wird verstehen, warum.

Der Fall wird natürlich befriedigend geklärt, aber es gibt eine schöne Überleitung zum nächsten Band (keine Angst, das Buch ist in sich abgeschlossen), die neugierig macht. ich denke, dass der »Krähenmann« der Auftakt zu einer spannenden, soliden, leicht nostalgisch angehauchten Jugend-Krimi-Reihe rund um Clara und das Internat sein wird.

Es gibt einige Punkte, die für mich nicht ganz schlüssig gelöst waren. So fand ich Melanie und ihre Clique als Mobberinnen eher lasch. Echtes Mobbing hat wohl ganz andere »Qualitäten«. Die Tat, die die Vier begangen haben sollten, konnte ich ihnen dann ehrlich gesagt nicht so ganz abnehmen.
Auch dass das Schlüsselopfer deswegen einen so üblen Selbstmord beging, wurde mir nicht schlüssig vermittelt.

Sehr gut fand ich die Passagen aus Sicht des Täters, der nicht einfach nur böse war, sondern selbst litt. Sein »Zeichen«, die Krähenflügel, waren eine hübsch perfide Botschaft, ebenso die toten Vögel. Ich schwankte ständig zwischen »Der arme Kerl!« und »Was für ein kranker Psycho!«. Ein schöner ambivalenter Charakter, von dem ich mir gern mehr gewünscht hätte.

Mit Clara als Heldin kam ich nicht ganz so gut klar. Sie war mir zu selbstmitleidig als Waise und in ihrem Handeln und Verhalten nicht ganz so kernig und abgeklärt, wie das Buch mir weismachen wollte. Schwarze Kleidung und ein Waisenhaus machen eben doch noch keinen starken Charakter. Im letzten Viertels des Buches stellte sich zudem heraus, dass ihre Eltern durchaus das Schulgeld für das Internat hätten bezahlen können. Da es sicher einen Nachlass für die Tochter gab, war unverständlich warum sie ein Stipendium brauchte. Als Waise gehört man nicht automatisch zur Unterschicht.
Das ist zugegebenermaßen Meckern auf hohem Niveau …

Die Lovestory zwischen Clara und Alex entwickelt sehr angenehm und zart. Die beiden sind schon ein süßes Paar. Auch die anderen Beziehungen, Konflikte und beginnenden Freundschaften sind sehr lebendig und interessant erzählt.

Fazit:
4 von 5 Punkten. Ein klasse Pageturner für Jugendliche, der weniger auf blutige Gore-Effekte als auf Spannung und klassische Miträtselei setzt und sich mit jedem Kapitel steigert: Ein Buch, das man aktiv lesen kann. Das Internat als Handlungsort mag zwar das Rad nicht neu erfinden, aber ich mag solche Geschichten, da sich eine Menge Charaktere und Geschichten an einem Punkt konzentrieren – ein idealer kleiner Schmelztiegel. Ich bin sicher, die LeserInnen werden es lieben!

Link zur Lovelybooks-LeserundeAmazon-Link zum Buch

  • Broschiert: 448 Seiten
  • Verlag: Coppenrath, F; Auflage: 1 (Juli 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3649616769
  • ISBN-13: 978-3649616764
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 17 Jahre

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