Die Tourtour de Ruhr 2014

Der Ruhrtalradweg ist von der Quelle  im Winterberg bis zur Rheinmündung in Duisburg 230 Kilometer lang.
Eine schöne lange Radtour.
Alle zwei Jahre rotten sich ein paar Verstrahlte zusammen, um unter der Organisation von Jens Vieler die Strecke abzulaufen.
Ja, ganz recht. Sie. laufen.die. 230. Kilometer.
Am Stück.
Also, mir persönlich sind ja 100km schon eine stramme Herausforderung. Und an die hundert Meilen (160km) wage ich mich erst in zwei, drei Jahren, vielleicht.
230km, das ist …

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Foto: Tortour de Ruhr
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Foto: Tortour de Ruhr
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Foto: Tortour de Ruhr
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Foto: Tortour de Ruhr
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Foto: Tortour de Ruhr

Okay, genug der Worte.
Heuer wollte ich bei der Tortour de Ruhr starten, aber nur die Bambinistrecke(!), das sind die 100km, war aber viel zu spät mit der Meldung und kam nicht mehr rein.
Also bin ich als Supportcrew für Melanie Zender auf dem Fahrrad mitgefahren, die für die 100km beachtenwerte 14,31Std. gebraucht hat.
Mein Hintern tat anschließend nur einen Tag lang weh, aber das laaaangsame Radeln war fast anstrengender als Laufen.
Es war aber mal richtig toll, seine Heimat neu zu entdecken Viele Eckchen kannte ich ja, aber nicht aus der Perspektive und nicht all diese kleinen versteckten Schönheiten an der Ruhr. Dazu noch das grenzwertig sonnig-heiße Wetter …
Unterwegs trafen wir nette, interessierte Radler, die uns sogar ein Stück des Weges begleiteten, und natürlich die unvermeidlichen deutschen Meckerer, die sich über Läufer auf ihrem(!) Radweg aufregten, egal, ob wir Platz machten oder nicht. Liebe Ausflügler, seid mal ein bisschen entspannter! Ihr kriegt auch kein Geld dafür, wenn ihr wie irre den Radweg langbrettert.

An den Verpflegungspunkten ging es ungemein nett und familiär zu; die Helfer betüddelten die Läufer und auch uns Supporter so doll, dass man gar nicht weiter wollte. Und ich habe wahrscheinich ein Kilo zugenommen (sogar an uns Veganer wurde gedacht mit lecker Kichererbsenbällchen, Ofenkartoffeln und so; wer jetzt denkt, dass Ultramarathonläufer eine verfressene Bande sind, liegt vollkommen richtig. Die meisten laufen nur so lange Strecken, weil die Verpflegung tausendmal besser ist als bei nem schnöden Stadtmarathon mit seinen Bananen …).
Zwischendurch waren wir auf der Strecke mit der einen oder anderen Läufercrew unterwegs, bevor sich die Wege trennten, man tauschte sich aus, unterhilet sich und unterstützte sich gegenseitig. Meine Läuferin musste ab km70 ziemlich kämpfen, mochte weder essen noch trinken und weit und breit war kein Schatten in Sicht. Dann setzte auch noch mein Garmin aus – okay, vielleicht auch nicht schlecht. Dann sieht man halt nicht, wie weit es noch ist.

Der letzte Kilometer. Ziel ist die Rheinorange-Stele an der Flussmündung, schon aus der Entfernung gut sichtbar. Das Schild Heulkrampf jetzt: noch 1 Kilometer sagt eigentlich alles. Meine Läuferin gibt plötzlich richtig Gas und brettert den unbefestigten Weg zur Stele hinunter. Ihre ersten Worte: „Ich kotz jetzt vors Rheinorange!“ wurden von der Kamera von der Nachwelt festgehalten 🙂
Die Zieleinläufe waren schon emotional; ich möchte nicht wissen, wie das bei den 230km-Läufern abgelaufen ist.

Fazit: meine erste Tortour de Ruhr, wenn auch aus Sicht einer Supportin, war ein echtes Erlebnis! So eine liebevoll, perfekt organisierte familiäre Veranstaltung hat man nicht alle Tage.
Und mein Eindruck, dass Ultraläufer die entspanntesten, sportlichsten Menschen überhaupt sind, hat sich mal wieder bestätigt. Es gab kein Ich-gegen-dich, keinen Neid, keine Verbissenheit. Man unterstützte und motivierte sich gegenseitig, gratulierte sich, feierte und hatte eine schöne Zeit miteinander.
Jeder weiß, dass der andere ebenso seine emotionalen Höhen und tiefsten Tiefen auf dieser Distanz hat und sich ordentlich durchbeißen muss, um endlich, endlich das Rheinorange zu knutschen. Die Leistung des anderen wird gewürdigt, weil man sie nachempfinden kann, egal, wie lange man bis ins Ziel brauchte.
Der Sieger Peter Kaminski hat die 230km übrigens in lockeren 27 Std und ein paar Zerquetschten runtergelutscht.
Insgesamt sind – hauptsächlich wegen des unerwartet heißen Wetters – gut die Hälfte der Läufer ausgestiegen. Das gefällt mir auch ganz gut: die Unltraläufer wissen, wenn es nicht geht und kommen gar nicht erst auf die Idee, sich kaputtzurennen, wie man es manchmal bei stadtmarathons sieht. Man hat halt doch mehr Lauferfahrung und weiß, was einem noch auf der Strecke oder an Folgeschäden blüht.

Sollte es 2016 eine nächste TTdR geben, bin ich definitiv am Start!

 

(alle Fotos: Tortour de Ruhr)

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