Ich habe beschlossen, meine gesammelten Perlen der Weisheit als Self-Publisherin mal nach und nach zu sammeln und weiterzugeben. Außerdem mag ich das Wort Workflow so gern …
Wie die meisten Self-Publisher ist meine Erfahrung aus einer Mixtur von Versuch macht kluch, Blogs und Büchern zum Thema entstanden – und was für mich der Weisheit letzter Schluß ist, funktioniert für andere wiederum gar nicht.
Schreiben ist eine kreative und sehr individuelle Angelegenheit, das Werkzeug sollte es einem so leicht wie möglich machen, in seiner eigenen Welt einzutauchen. Man sollte also nicht an sich selbst zweifeln, wenn die Arbeit nicht fluppt, sondern erst einmal seine Arbeitsmittel unter die Lupe nehmen. Vielleicht klappt es ja mit Notizblock und Stift besser, oder es lohnt sich die Anschaffung einer Autorensoftware.
Heute will ich nur mal meine Tools vorstellen und warum ich sie wie benutze.
Wie jede(r) andere habe ich mit einem ganz normalen Schreibprogramm gestartet, in meinem Fall war es OpenOffice. Gott, wie ich dieses Programm hasse! Man kann sicher ganz toll Briefe damit schreiben (dafür benutze ich es auch), aber einen komplexen Roman? Ich habe gerne meine gesammelten Infos, Charakterblätter, Randnotizen, Bildchen und Karten und wassonstnoch direkt an der Frau. Bei OpenOffice, Word oder LibreOffice würde das wohl bedeuteten, entweder weitere Dateifenster offen zu lassen oder eine paar Kladden auf dem Schreibtisch zu stapeln. Und irgendwie mag ich das Beamtenmäßige hinter den Programmen nicht. Verdammt, ich bin ein Kreativnik, keine Krankenkassenangestellte!
SCRIVENER
Für mich ist Scrivener das kreative Werkzeug meiner Wahl. Vielleicht zünde ich dem Entwickler mal eine Kerze an, denn ganz offensichtlich ist seine Denkweise der meinen ziemlich ähnlich. Der Bildschirm von Scrivener ist bei mit dreigeteilt: links ist mein gesammelter Kram (das Manuskript, säuberlich in Kapitel und Szenen aufgeteilt, Charakterblätter, Infos etc.), in der Mitte der aktuelle Text und rechts entweder die Plotplanung oder was ich sonst gerade brauche. Man kann darüberhinaus z.B. Landkarten oder Charakterbeschreibungen in einer kleinen Schnellreferenz geöffnet lassen. Und um sich ganz auf seinen Text zu konzentrieren, blendet man die restliche Schreibtischumgebung aus; keine aufpoppenden Mails oder Facebook-Benachrichtigungen, keine ablenkenden Desktop-Icons.
Links könnt ihr sehen, wie meine Projektmappe für meinen aktuellen Roman „Geisterwelt“ derzeit aussieht. Noch recht leer, ich habe gerade erst angefangen.
Ich benutze Scrivener auch, um anschließend eBooks im .mobi- und .epub-Format damit zu erzeugen. Es gibt ein paar Tricks, die dafür sorgen, dass das Buch auf allen Endgeräten ziemlich gleich aussieht und sogar fürs Print eine solide Datei erzeugt wird.
Scrivener wurde ursprünglich für den Mac entwickelt, ist aber auch für den PC erhältlich. Die Bedienung ist in meinen Augen intuitiv und entspricht dem, was Mac-User gewohnt sind. Bisher hat sich das Programm als extrem solide erwiesen; null Abstürze, seit ich Scrivener 1 und die Nachfolgeversion besitze, keine Latenzen bei Eingaben (ich speichere meine Ergüsse auf einem Intranet-Server ab) und die Auto-Sicherung ist für STRG-S-Graupen wie mich ein Segen! Ich weiß, wovon ich rede, meine Sicherungsfaulheit hat mich schon Stunden voller Gram und Trauer gekostet. Um kreativ in die Vollen gehen zu können, gibt es meiner Meinung nach kein besseres Programm.
Mein einziger Kritikpunkt wären die etwas holprigen Formatierungsmöglichkeiten; die sind anderswo besser gelöst.
PAPYRUS AUTOR
Papyrus Autor (derzeit Version 7) wurde zusammen mit dem Schriftsteller Andreas Eschbach entwickelt, den ich persönlich für extrem versiert halte, und wartet mit einzigartigen Features auf. Der Duden-Korrektor und die Stilanalyse sind absolut Gold wert!
Links seht ihr eine Screenshot aus dem ersten Krieg der Könige-Band; die bunt unterlegten Textabschnitte geben Auskunft über die Lesbarkeit des Textes. Mittlerweile besitzt das Programm auch eine Timeline, die ich aber noch nicht getestet habe.
Papyrus Autor ist mein Korrektur-Sklave. Wenn ich mit dem zweiten Entwurf durch bin, wird das Ganze nach Papyrus rübergeschafft und dort überarbeitet hinsichtlich Grammatik, Schachtelsätze, Lesbarkeit, Wortwiederholungen. Ja, Papyrus sagt einem, ob der Text zu kompliziert aufgebaut wurde, ob man innerhalb eines Absatzes ein bisschen zuviele unds benutzt hat und schlägt auch Synonyme vor. Für den Feinschliff ist Papyrus mein unentbehrlicher Helfer. Man muss und soll (!) nicht jeden Vorschlag annehmen, den Papyrus macht – bei mir würde der Text dann sehr stakkatoartig werden -, aber es hilft extrem, das Manuskript zu verbessern.
Papyrus gliedert den Text mithilfe von Formatvorlagen, während man in Scrivener seine Kapitel und Szene frei anlegt. Ich persönlich könnte in Papyrus nicht kreativ schreiben, es ist für meinen Geschmack zu sehr statisches Office-Programm und das bremst mich aus. Man kann Papyrus übrigens tatsächlich als Word-Alternative auch für alle anderen Schreibarbeiten nutzen. Für mich hat sich die Ausgabe allein für die Überarbeitung auf jeden Fall gelohnt.
ADOBE INDESIGN
Jetzt wird es speziell …
Indesign (bei mir noch die Version CS5) ist ein professionelles Satzprogramm von Adobe. Für mich als Designerin ist es ein wichtiges Arbeitstool, aber es fällt definitiv in die Kategorie sauteuer. Ich benutze es, weil ich es habe, kenne und liebe. In InDesign lege ich die Druckdateien meiner Bücher an. Ich liebe die Formatierungs- und Ersetzungsmöglichkeiten von InDesign und das „Schönmachen“ z.B. der Kapitelüberschriften! Das Erstellen einer Druckdatei, die zig hundert Seiten umfasst, ist mit InDesign ein Klacks – wenn man damit vertraut ist. Wer ein bisschen Ahnung von Satz hat (Unterschneidungen, Schusterjungen und Hurenkinder, Absatzgedöhns blabla), ist in der Lage, hier seine Seitenzahl so geschickt anzupassen, dass der Endpreis des Buches (der anhand der Seitenzahl berechnet wird) auch marktfähig ist.
Kleiner Hinweis am Rande: die Seitenzahl von Büchern sollte sich immer durch 4 teilen lassen; bei CreateSpace von Amazon wird entsprechend aufgerundet und anschließend noch 4 Seiten draufgepackt, wobei die erste und letzte Seite nicht angegeben werden (faktisch sind es Buchtitel und -rückseite). Teil eins von Krieg der Könige hat z.B. in InDesign exakt 400 Seiten bekommen und wurde bei Amazon dann mit 402 Seiten angegeben.
InDesign hat viele, viele Ausgabemöglichkeiten, die ebenfalls noch angepasst werden können. Für den Druck werfe ich mein Buch im PDF-Format aus.
Es ist kein Programm, das man sich mal eben so zulegt, das verhindert schon der Preis. Aber wenn ihr es zufällig habt oder jemanden kennt, der es hat, benutzt es! Studenten können Adobe-Produkte übrigens zu erheblich günstigeren Preisen erwerben.
ADOBE PHOTOSHOP
Muss man über Photoshop eigentlich noch etwas sagen? Es ist DAS Bildbearbeitungsprogramm, jedenfalls für die kleinen Designerle wie mich. In Photoshop lege ich alle Grafiken an und sowieso die Cover. In Verbindung mit einem Grafiktablett (hier ist Wacom State of the Art) kann man direkt digital loslegen und spart sich den Umweg über den Zeichentisch. Photoshop ist das Hauptarbeitstool meines Brotjobs und ohne dieses Programm wäre ich aufgeschmissen. Mir ist aber durchaus bewusst, dass es nicht gerade zu den Dingen gehört, die man sich mal eben so anschafft und benutzt. Es ist ein sehr umfangreiches Programm und verlangt Einarbeitungszeit. Aber vielleicht kennt ihr ja … oder habt ihr ja … Alternativen sind das günstigere Photoshop Elements (eine abgespeckte Version, die z.B. Digitalkameras oft kostenlos beiliegt) oder das kostenlose Bildbearbeitungsprogramm GIMP.
Falls ihr gar nicht versiert seid in der Covergestaltung, findet ihr im Netz viele Adressen, die anpassbare Cover zum kleinen Preis offerieren, oder ihr nutzt den Covergenerator, den viele Publishing-Plattformen anbieten. Aber vielleicht kennt ihr auch jemanden im Freundeskreis, der Ahnung und Photoshop hat.
Das Cover für Armee der Tausend Söhne entstand aus einer Graphitzeichnung, die ich in Photoshop coloriert und bearbeitet habe; im Hintergrund wurde noch ein Lizenzfoto eingefügt. Der Titel ist ebenfalls ein Photoshop erstellter Schriftzug.
Hach, ich liebe die Arbeit mit Photoshop!
Illustration – digital und analog – ist mein Job. Das Cover zu meinem eigenen Buch gestalten zu können, war somit für mich eine Steilvorlage.
Wenn du nicht gerade Designer oder erfahrener Illustrator bist: schau dir gute und schlechte Titelbilder an und überlege, was an ihnen funktioniert oder nicht, warum ein Cover dich anzieht, das andere dich aber kaltlässt. Lies Artikel oder Blogs zu diesem Thema, schaff dir vielleicht ein Buch an. Gute Bilder sind nach einem bestimmten Schema aufgebaut, das erlernbar ist. Gestalte um Gottes Willen nicht einfach drauflos! Bücher verkaufen sich nicht zuletzt über ihr Cover.
Ach ja – und klau keine fremden Werke; so etwas rächt sich immer! Gute Stockfotos kosten nicht die Welt und in Verbindung mit einem guten Titel reicht das meist schon für ein solides, professionell wirkendes Buchcover.
SONSTIGES
Ich habe hier noch das Programm Jutoh, mit dem man sehr gute eBooks erzeugen können soll, aber ich habe es noch nicht getestet. Das habe ich mir für Geisterzeit vorgenommen.
Und ich gestehe, ich liebe Kladden!
Für jedes Projekt, das ich anfange, lege ich auch eine Kladde an, in die ich meine geistigen Ergüsse notiere. Man hat ja nicht immer seinen Laptop unterm Arm oder sitzt grad vorm Rechner, wenn einem die Muse küsst. In meinen Notizbüchern finden sich Namensvorschläge, Plotideen, witzige Zitate, Artikel und Bildchen, Skizzen, Szenen oder Dinge, die mir erwähnenswert scheinen.
Naja, ich bin zugegebenerweise ein Blankbook-Junkie; ich kauf die Dinger dutzendweise.
Für Buchprojekte bevorzuge ich diese Leuchtturm-Bücher mit Lesebändchen, Inhaltsverzeichnis, Sammeltäschchen, Lineal und Linienblättchen. Auf dem Papier lässt sich gut schreiben und zum Beschriften und Archivieren liegen auch noch Etiketten bei. Perfekt!
Ansonsten mag ich noch die Semikolon-Bücher (besonders die alten mit dekadentem Goldschnitt, hehe), von denen ich einige für wildes Sammeln nutze, z.B. für Kurzgeschichten oder Szenen, die mir so einfallen, aber auch für neue Buchideen.
Wenn ich auf Rucksacktour bin, habe ich Bruce-Chatwin-mäßig ein kleines Moleskine-Büchlein dabei. Man glaubt gar nicht, auf was für Ideen man kommt, wenn man mutterseelenallein für ein paar Wochen durch die Polarkreiswildnis oder die Pyrenäen stapft!
Ein Notizbuch sollte dein ständiger Begleiter sein, denn gute Geschichten oder zündende Ideen findest du immer und überall – und leider sind sie schnell wieder vergessen.
Leg dir also mindestens eine Kladde zu, die in deine Tasche passt. Der Rest bleibt wie immer dir überlassen.