In diesem Rocker-Glossar werden alle Begriffe aus der Rockerwelt erklärt, die in den BULLHEAD MC-Romane im Mittelpunkt steht.
311
Cop Killer (311 steht für die Buchstaben C und K. Bei den Hells Angels gibt es das Dequiallo-Patch fürs Polizisten-Verprügeln).
ABMD
Abkürzung für All Bullheads Must Die. In der Realität gibt es analoge Patches für feindliche MCs
Bikerpartys
Oft laden Biker Clubs zu offenen Abenden (Open House Partys) oder auch Family Days ein, auf denen jeder willkommen ist, der sich benehmen kann. Auf manchen dieser Veranstaltungen wird Geld für einen gemeinnützigen Zweck gesammelt oder für die Familien von Mitgliedern, die hinter Gittern sitzen oder sonstwie in Not geraten sind. Egal, ob man als Besucher mit dem Zweck der Spende einverstanden ist: Einen Geldschein zu geben, sorgt für einen guten Eindruck.
Der Zutritt zu internen Partys ist nur geladenen Gästen erlaubt; die Termine werden ausschließlich intern bekannt gegeben. Neben Bands sorgen dort oft Stripperinnen und Erotikshows für Unterhaltung. Auf nicht öffentlichen Partys geht es tatsächlich im Stil von Booze & Sex sehr wild zu. Wie eine Frau auf einer solchen Party behandelt wird, hängt von ihrem Auftreten ab. Ein deutliches Nein wird akzeptiert. Wenn nicht: einfach die Member des Gastgebers ansprechen und um Hilfe bitten. Auf jeder Party sorgt eine Security für Sicherheit, die an diesem Abend nüchtern bleibt. Außenstehende Männer tun immer gut daran, eine Frau erst zu fragen, bevor sie ihr auf den Leib rücken – sie könnte mit einem Member zur Party erschienen sein.
Egal, ob männlicher oder weiblicher Gast: Eine unbedachte Bemerkung nach dem siebten Whiskey-Cola kann schnell zu Ärger führen. Meinungen jeglicher Art behält man besser für sich, auch – und besonders – wenn man gefragt wird, was man von einer bestimmten Sache oder einer Person hält. Ein diplomatisches „Hab davon gehört“ ist die sicherste Antwort. Und um Gottes Willen keine Fragen zu Club-Interna stellen! Wenn man sich stets an die goldene Regel Give Respect to get Respect hält, macht man schon mal nichts falsch.
In vielen Clubs gilt bei Open House-Partys ein Alkoholverbot für Member bzw die Prospects, um Exzesse zu vermeiden und notfalls für Ordnung zu sorgen. Ob Drogen konsumiert werden, hängt vom Club ab. Sex vor versammelter Mannschaft kommt vor (nicht auf Open House Partys), Vergewaltigungen hingegen gehören entgegen landläufiger Meinung nicht zum Biker-Livestyle! Kein Biker, den ich kenne, möchte einen Vergewaltiger als Bruder bezeichnen.
Viele Partys sind mit sogenannten Runs verknüpft, einer offiziellen Ausfahrt im Konvoi, sowie obskuren Wettbewerben auf Bikes, vom Burnout (bei dem der Hinterreifen im Stand durchgedreht wird, bis kein Profil mehr vorhanden ist) bis zum Dixi-Run (bei dem eine mobile Toilettenkabine samt Passagier hinten ans Bike gebunden und schnellstmöglich über eine bestimmte Strecke gezogen wird).
Bottom Rocker
Der untere Aufnäher mit Chapter-Namen oder nationalem Namen (z.B. Berlin, Nomad oder Germany).
Brother’s Keeper
(Engl.: Bruders Hüter) Dieses Patch wird an ein Fullmember vergeben, das für ein anderes Member sein Leben, seine Gesundheit oder die Freiheit riskiert hat.
Center Rocker/Center Patch (auch Colour genannt)
Der mittlere Aufnäher, üblicherweise das Club-Logo.
Clubhaus
Die Bandbreite der Clubhäuser reicht vom einfachen Häuschen im Grünen über ein abgeschottetes hochmodernes Gebäude bis zur halben Häuserzeile mitten in der Innenstadt. Clubhäuser sind der Mittelpunkt des MC-Lebens und besitzen neben den Gesellschaftsräumen und der Chapel oft auch einen Fitnessraum, eine Werkstatt, Büros und auch Übernachtungsmöglichkeiten. Biker wohnen üblicherweise nicht dauerhaft im Clubhaus. Die Clubhäuser der ersten Riege in der OMCG-Szene sind niemals unbewacht, auch wenn sie einen verlassenen Eindruck machen.
In vielen Clubhäusern steckt eine Menge mühevoller Arbeit, von der Fassadenbemalung über Sicherheitsvorkehrungen bis zum liebevollen Innenausbau. Bestimmte Bereiche, vor allem die Chapel, sind ausschließlich den Mitgliedern vorbehalten.
Clubhuren/Clubgirls
Ja, es gibt sie. Und auch die willigen Chicks, die Spaß an Sex haben und anschließend noch beim Aufräumen helfen. Als Gegenleistung übernehmen die Männer die Getränke und bieten Unterstützung verschiedenster Art an.
Jeder MC ist anders und jeder handhabt die Sache mit den Frauen anders. Es gibt Clubgirls, Clubhuren, Clubmuschis, Sheeps, Mamas … es gibt aber auch Freundinnen, Partnerinnen, weibliche Kumpel und Ehefrauen. In den 50ern und 60ern nahmen einige Hells Angels Chapter Frauen als vollwertige Member auf und bis vor wenigen Jahren hielt ein deutscher MC es ebenfalls so.
Die Property of …-Kutte ist heutzutage eine Seltenheit. Auch die berühmten Clubhuren sind mitnichten in jedem MC anzutreffen. Es gibt einige MCs, die ihren Mädels Zimmer zur Verfügung stellen, für deren leibliches Wohl sorgen und dafür sexuelle Exklusivität verlangen. Vor allem in den Staaten ist ein solches Arrangement nicht selten. Manche Groupies werden zu Old Ladys, andere verschwinden wieder, nachdem sie sich ausgetobt haben. Clubhuren hingegen können zum (allgemeinen) Eigentum des Clubs werden und stehen fortan unter dessen Schutz.
manche Clubs sind so freizügig wie ein mitteldeutscher Modelleisenbahnverein und im nächsten MC wiederum geht es zu wie auf einer verrückten Studentenparty: Man weiß nicht, was als Nächstes geschieht.
Einige Member teilen ihre aktuelle Freundin mit ihren Brüdern, weil man schließlich alles mit seinem Bruder teilt, andere sind seit fünfzehn Jahren verheiratet, höllisch treu und haben drei Kinder. Wiederum andere halten sich gleich drei achtzehnjährige Blondchen, die nebenher als Erotikdarstellerinnen jobben.
Auch hierzulande trifft man mitunter Mädels aus dem Milieu – Stripperinnen, Prostituierte, Erotikdarstellerinnen – bei diversen MCs an. Die meisten jedoch sind ganz normale Frauen, manchmal auch gestandene Schrauberinnen, die sich großartig mit den Jungs verstehen oder deren Freund ein Member ist. Hinzu kommen die üblichen Groupies, die einfach nur Bock auf eine wilde, schmutzige, alkoholgeschwängerte Zeit mit ein paar tätowierten Kerlen haben.
Biker legen naturgemäß keinen gesteigerten Wert auf Gender Correctness, spielen aber gerne den Beschützer. Wie sie eine Frau behandeln, hängt vor allem von deren Verhalten ab. Sie können durchaus zwischen einer Lady und einem Piece unterscheiden und behandeln Frauen überraschenderweise oft erheblich respektvoller als der Rest der Gesellschaft. Sex kann man ja trotzdem haben …
Chapel
Der Raum im Clubhaus, in dem die Member ihre regelmäßigen Versammlungen abhalten. Nichtmitgliedern ist der Zutritt verboten.
Chapter
Die Ortsgruppe des jeweiligen Clubs. Bei den Hells Angels werden sie Charter genannt.
Drogen
In vielen Clubs ist der Drogenhandel verboten und wird mit sofortigem Ausschluss geahndet. Nicht alle MCs handeln jedoch zugegebenermaßen so rigoros. Der eigene Konsum wird großzügiger gesehen, solange es sich nicht um harte bzw synthetische Drogen handelt. Niemand möchte Junkies in den eigenen Reihen haben.
Einprozenter/Onepercenter
Der Begriff geht auf den sogenannten Hollister Bash 1947 zurück, als ein Motorradtreffen ein wenig … nun, außer Kontrolle geriet. Die American Motorcycle Association (AMA), die das Treffen organisiert hat, sagte später angeblich, dass 99% aller Biker rechtschaffene und friedliche Bürger seien. Die »echten« Biker, die nicht nur am Wochenende fuhren und sich nicht stigmatisieren und drangsalieren lassen wollten, nahmen diese Äußerung zum Anlass, sich fortan als Onepercenter zu bezeichnen. Später wurde der Begriff von den OMCGs übernommen und steht heute für Rocker, die ihren Lebensstil ohne Rücksicht und Kompromisse leben.
Enforcer
(Engl.: Vollstrecker) Die Aufgaben des Enforcers werden in jedem MC anders definiert. Oft stehen sie dem Sergeant at Arms helfend zur Seite, wachen über die Clubdisziplin oder fungieren als Security Chief. In anderen Clubs ist der Posten des Warlord mit dem des Enforcers kombiniert. Der Enforcer untersteht ausschließlich dem Prez und sorgt dafür, dass dessen Order befolgt wird. Er ist derjenige, der durchs Land geschickt wird, wenn eine Aufgabe aus der Distanz erledigt werden muss. Meist handelt es sich beim Enforcer um ein besonders taffes Mitglied des Clubs, das nicht vor Gewalt zurückschreckt. Manche Nomadtruppen bestehen aus Enforcern.
Expect no Mercy (Erwarte keine Gnade)
Auch: Filthy Few (Die wenigen Dreckigen) oder Men of Mayhem (grob übersetzt: Männer des Verderbens; wird in der TV-Serie Sons of Anarchy verwendet)
Patches, die für die Tötung oder schwere Körperverletzung eines Menschen »verliehen« werden. Die Bedeutung dieser Patches wird offiziell von den OMCGs bestritten.
Freebiker
Ein Biker ohne Clubzugehörigkeit (der dennoch einem MC nahe stehen kann). Wird manchmal auch Loner oder Indie Biker (Independent Biker) genannt. Fühlt er sich einem MC verbündet, wird er zum Associate, also einer Person, der man ein gewisses Vertrauen entgegenbringt.
Freebiker erkennt man manchmal daran, dass sie eine 62 oder ein „Indie“-Patch auf der Brust tragen. Rückencolours sind verpönt und auch unsinnig, denn der Freebiker will ja seine Unabhängigkeit zeigen. Mit einem ➝Back Patch macht man sich nur lächerlich und provoziert schlimmstenfalls schmerzhafte Verwechslungen.
Fullmember
Vollmitglied, auch Fullcolour genannt.
Der Weg zum Vollmitglied führt in der Regel über einen ➝Supporterclub oder einem ➝Hangaround, von dort zum ➝Prospect-Status und in einigen MCs zum ➝Probationary (Mitglied auf Probe), bis man irgendwann für würdig befunden wird, das Full Colour zu tragen. Ein geregeltes Einkommen ist unabdingbar, denn allein die Harley ist schon ein teurer Spaß; hinzu kommen die Mitgliedsbeiträge und unregelmäßigen Zahlungen, um z.B. ein Member in Not zu unterstützen.
Die Mitgliedschaft gilt lebenslänglich; ein Aussteigen ist nur in sehr, sehr seltenen Fällen möglich (aber eben möglich: ich kenne einen Ex-Angel, der jetzt einem anderen OMCG angehört und sich dennoch bester Gesundheit erfreut.)
Gebietsanspruch
Nicht jeder Club sieht es gern, wenn in seiner Nachbarschaft oder gar im gleichen Ort ein weiterer Club entsteht. Grund für Gebietsansprüche sind einfaches Revierverhalten und der Ehrenkodex, sein Gebiet „sauber“ zu halten. Benimmt sich der neue MC daneben, steht die Polizei meist vor der Tür des Platzhirschen, da sich selten ein Kläger die Mühe macht, die Colours auseinanderzuhalten. Konkurrenzgerangel spielt dagegen eine untergeordnete Rolle. Beschließen Motorrad-Enthusiasten, einen (Freizeit-)Club oder eine Gemeinschaft zu gründen, der nicht in die 1%er-Riege gehört, werden sie beim herrschenden Club vorstellig und bekommen in der Regel die Erlaubnis, ihre eigenen Farben zu tragen, sofern diese deutlich unterscheidbar sind vom „richtigen“ MC. Desweiteren zeigt die neue Gemeinschaft ihre geplante Gründung öffentlich in einem Szenemagazin an und wartet ab, ob jemand darauf angepisst reagiert.
Zum Gebietsanspruch gehört auch ein Durchfahrtverbot für feindliche MCs bzw das Verbot, eine feindliche Kutte im beanspruchten Gebiet zu tragen.
Gewalt
Die OMC-Kultur ist so komplex und vielfältig, dass es unmöglich und unfair ist, ein Urteil über alle Einprozenter aufgrund der Aktionen weniger zu fällen.
Gewalt findet statt, keine Frage. Es gibt durchaus einige sehr gewaltbereite, brutale Gestalten in der Szene. Es gibt Clubs, in denen Macht und Geld an erster Stelle stehen und deren Member alles daran setzen, ihre Pfründe zu verteidigen. Es gibt aber auch die unzähligen OMCGs, für die allein der Zusammenhalt und das Fahren an erster Stelle stehen und deren Member ansonsten einer ganz normalen Tätigkeit nachgehen. Und es gibt ein paar MCs in der Szene, die sich gern mit dem kriminellen Image schmücken, weil das dem Geschäft zuträglich ist.
Biker sind jedoch grundsätzlich keine Neandertaler und sie rennen auch nicht ständig mit einer Waffe im Gürtel und einer geballten Faust in der Tasche herum. Sie gehören zu einem kleinen Kreis von Menschen, die sich für ein Leben am Rande der Gesellschaft entschieden haben und nach ihrem eigenen Kodex leben. Ihnen ist bewusst, dass sie stets am Rande der Legalität entlang balancieren und sei es nur, weil die Komponenten ihrer Bikes illegal sind oder sie im Milieu ihr Geld verdienen (was nicht gleich illegal sein muss. Das Betreiben eines Nachtclubs oder eines Tattoostudios stellt noch lange keine organisierte Kriminalität dar).
In vielen Clubs gibt es eine strikte Trainingspflicht für die Member, und als konfliktscheu würde ich die Biker, die ich kenne, nun auch nicht bezeichnen. Ihre Sprache ist direkt, manchmal grob, und ihr Verhalten körperlich geprägt. Meinungsverschiedenheiten werden auch mal mithilfe eines Fights ausgetragen, wenn die Worte ausgehen.
Sie fallen deswegen aber weder über eine unwillige Frau her, nur weil sie gerade Lust auf Sex haben, noch knallen sie wahllos Menschen ab oder werfen im Vorbeifahren Brandsätze durch die Fenster anderer Clubs. Salopp gesagt wollen Biker nur ihr eigenes Ding durchziehen und ihr Leben nach eigenen Vorstellungen leben. Nicht von ungefähr standen sie früher der Hippieszene sehr nahe. Der Zusammenhalt des Clubs und das bedingungslose Füreinander Einstehen entsprechen absolut der Realität. Zum Schutz ihrer Brüder sowie deren Ladys sind viele Biker bereit, ihr Leben zu riskieren.
Im Übrigen ist kein MC wild auf die juristischen und politischen Konsequenzen bis hin zum Clubverbot, die ein Gewaltexzess nach sich zieht. Hitzköpfe und kriminelle Elemente gibt es natürlich trotzdem in der Szene, aber die findet man in jeder Gesellschaftsschicht (wo sie manchmal nicht sofort auffallen, weil der Fokus der Öffentlichkeit stark auf die „bösen Jungs in schwarzer Kutte“ gerichtet ist).
Gottesdienst
Das wöchentlich stattfindende Clubtreffen. Die Teilnahme ist Pflicht für alle Full Member. Prospects, Frauen und Außenstehende bleiben vor der Tür. Fast alle Clubhäuser besitzen eine sogenannte ➝Chapel, in der die Treffen abgehalten werden. Die Chapel ist tabu für alle Nichtmitglieder, es sei denn, sie werden dorthin zitiert.
Hangaround
Meist ein Freebiker, der in loser Verbindung zum Club steht, ihn unterstützt und den Vollmitgliedern Gelegenheit gibt, ihn zu beschnuppern, bevor er den Anwärter-Status erlangt. Hangarounds dürfen das Clubgelände betreten.
Harley-Davidson
In fast allen OMCGs ist es für die Member Pflicht, eine Harley zu fahren. Bei Prospects wird mitunter eine Ausnahme gemacht, mindestens gelten i.d.R. aber 750ccm Hubraum.
Die Liebe zu den amerikanischen Bikes erklärt sich daher, dass die ersten Motorradclubs sich aus US-Veteranen formierten, die oft als Meldefahrer oder Kuriere tätig waren. Die schweren, robusten Harleys waren Standard-Armeefahrzeuge. Nach der Entlassung aus der Armee kamen viele Veteranen mit dem „normalen“ bürgerlichen Leben nicht mehr klar und vermissten die bedingungslose Brüderlichkeit, die ihnen im Krieg oft das Leben gerettet hat. Viele gerieten in Armut, litten unter Traumata und fühlten sich ausgestoßen von der Gesellschaft, für die sie in den Krieg gezogen waren. Sie formierten sich zu den ersten MCs, führten auf ihren geliebten Militärmaschinen ein Vagabundenleben abseits der Gesellschaft, konsumierten Drogen und Alkohol und wurden schnell zu Ausgestoßenen.
Harleys wurden und werden gerne als Grundlage für umfangreiche Umbauten benutzt, so dass der Besitzer ein möglichst einzigartiges Bike fahren kann. Kein Biker aus meinem Bekanntenkreis fährt ein unverbautes Motorrad.
Chopper sind Bikes, an denen alles Unnötige entfernt wurde, um sie so leicht und schnell wie möglich zu machen. Heutzutage fahren US-Bikerclubs gerne langstreckentaugliche moderne Maschinen mit Verkleidung (sog. Bagger), während hierzulande der Old-School-Look mit hohen Lenkern (Apehangern) und tiefen Sitzen im Trend liegt.
Hierarchie
In den Clubs wird Demokratie in Reinform praktiziert: Ein Mann – eine Stimme. Mitunter macht das manche Entscheidungen etwas schwierig, dafür läuft es aber gerecht zu. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist der Präsident nicht der Alleinherrscher über den Club.
Kutte
Das Wort stammt vermutlich vom englischen Cut (to cut: schneiden). Die ersten MC-Member trennten damals die Ärmel von ihren Jeansjacken ab und versahen diese Westen mit den Insignien ihres Clubs. Heute sind die Kutten aus praktischen Gründen üblicherweise aus Leder. Auf dem Rücken befindet sich das dreiteilige Colour des Clubs oder das Anwärter-Patch ohne Clublogo. Die Vorderseite enthält das Einprozenter-Patch, den Clubnamen und persönliche Abzeichen (Name, Rang bzw Position, In Memoriam-Aufnäher, erworbene Auszeichnungen etc). Der sogenannte Side Rocker trägt den Namen des Chapters. Es gibt in jedem Club genaue Vorschriften über die Platzierung der Patches.
Die Kutte ist das wichtigste Statussymbol eines MC-Members und zählt zum Clubeigentum. Viele Onepercenter dulden nicht, dass ihre Kutte von Fremden berührt wird, da dies als respektloses Verhalten gegenüber dem Club gilt. Wann und wo die Kutte gertagen wird, schreiben die internen Regeln vor. So kann es untersagt sein, die Kutte im Auto oder während der Arbeit zu tragen.
In vielen MCs erhält das frisch gebackene Clubmember neben seinen eigenen Full Colours zusätzlich eine Property of-Kutte, die er an eine Frau weitergeben kann.
Mother Chapter
Bei dem Mother Chapter handelt es sich in der Regel um das Gründungschapter eines Clubs (national oder weltweit). Manche Biker, die in ein anderes Chapter gewechselt sind, benutzen den Begriff für das Chapter, das sie als Fullmember aufgenommen hat.
Nomad
Es gibt verschiedene Arten von Nomad Chaptern in der MC-Welt. Grundsätzlich gehören sie keinem Resident Chapter an; im Bottom Rocker der Kutte steht daher der Schriftzug Nomad. In einigen MCs sind Nomads eine Gruppe von Membern, deren Zahl nicht ausreicht für ein eigenes Resident Chapter, in anderen Clubs sind die Nomads vom Rang her Enforcer bzw Offiziere und besitzen ein hohes Ansehen (beispielsweise die berühmten Hells Angels-Nomad-Chapter). Sie nehmen an den Versammlungen desjenigen Resident Chapters teil, in dessen Revier sie sich gerade aufhalten und entrichten an dieses auch ihre Beiträge. In manchen MCs unterstehen die Nomads dem Mother Chapter, meist jedoch gelten sie als unabhängig und tragen Sorge, dass die Order eines President durchgesetzt wird.
Auf dem Backpatch tragen sie dort, wo sonst der Name des Chapters steht, den Schriftzug Nomad. Auf dem Side Rocker findet sich oft der Name des Landes, in dem die Nomads beheimatet sind.
Old Ladys
(bei den Bullheads Princesses genannt)
Entgegen landläufiger Meinung haben Frauen in der Bikerszene durchaus Menschenrechte. Das Property of … auf der Rückseite vieler Kutten bedeutet nicht, dass eine Frau auf immer und ewig zum rechtlosen Besitz eines Mannes wird und sich alles gefallen lassen muss, sondern lediglich, dass sie Teil des Clubs ist und somit unter dessen Schutz steht. Der Mann übernimmt die volle Verantwortung für alles, was seine Lady tut oder sagt.
Die Property of …-Kutten gibt es übrigens nur bei den Einprozenter-Clubs (Manche MCs vergeben die Kutte auch an Clubhuren, dann lautet die Aufschrift z.B. Property of Hells Angels).
Old Ladys sind feste Freundin oder Ehefrau eines Bikers und hoch angesehen in der Szene. Die Frau eines Bikers ist tabu für alle anderen Männern. Clubangelegenheiten werden offiziell zwar weitestgehend von den Frauen ferngehalten, doch es ist bekannt, dass viele Ladys in die Geschäfte ihrer Männer involviert sind, z.B. aus steuerlichen Gründen oder weil der Mann seine Zeit im Gefängnis absitzen muss. Stirbt ein Member oder landet er im Gefängnis, kümmert sich der Club um Frau und Kinder, so gut es ihm möglich ist.
Die Gefängnisklausel gibt es tatsächlich. Sie erlaubt einer Old Lady Affären, wenn ihr Mann längere Zeit im Knast sitzt. In der Realität wird das allerdings nicht gern gesehen; Treue hat einen sehr hohen Stellenwert (wobei die Männer dies auf ihren Runs, an denen die eigenen Frauen nicht teilnehmen, auch wieder differenziert sehen …).
In manchen Clubs dürfen Frauen nicht selber Motorrad fahren oder nur, wenn sie nicht ihre Kutte tragen, aber grundsätzlich hat kein Rocker etwas gegen Bikerladys einzuwenden – im Gegenteil erfahren sie großen Respekt und viel Hilfsbereitschaft. Auf offiziellen Runs reisen Frauen oft im Wagen hinter dem Konvoi, da sie als Sozia (gerne auch Backwarmer genannt) sonst das Colour verdecken würde.
OMCG
Abkürzung für Outlaw Motor Cycle Gang (auch Outlaw Motor Cycle Club); der Begriff wurde von den US-Strafverfolgungsbehörden geprägt und wird seit einigen Jahren auch in Europa verwendet für Motorradclubs, die dem organisierten Verbrechen zuzuordnen sind wie z.B. die Hells Angels, der Gremium MC oder die Bandidos. Eines der Erkennungszeichen eines OMCG-Mitglieds ist das Onepercenter-Zeichen (siehe Einprozenter).
Die Clubs selber benutzen diese Bezeichnung übrigens nicht, da sie eine Behördenabkürzung ist.
Open House
Fast alle größeren MCs veranstalten regelmäßig Open House Partys, zu denen jeder willkommen ist, der einen netten Abend verbringen will und sich benehmen kann. Auf solchen Partys geht es anständig zu, es gibt maximal Oben ohne-Bedienung und die obligatorische Erotic-Show auf der Bühne. Wer mal beim MC in der Nachbarschaft reinschnuppern will, kann dies also bedenkenlos beim Open House tun. Handelt es sich um einen einschlägigen Club, muss man mit Polizeipräsenz vorm Clubhaus rechnen, die jeden Gast erfasst, befragt und eventuell auch durchsucht; dies dient jedoch eher der Abschreckung (gerne auch Showjustiz genannt).
Die Open House-Termine geben die MCs auf ihren Webseiten bekannt.
Out in Bad Standing
Status eines ehemaligen Vollmitglieds, das dem Club geschadet oder gegen die Regeln verstoßen hat und nun als vogelfrei gilt. Das Gegenteil ist Out in Good Standing.
Das Out in Bad Standing wird eher selten ausgesprochen, es ist die ultimativ letzte Maßnahme. Bei einfachen Verstößen wird das Member i.d.R. zum Prospect zurückgestuft (z.B. zu wenige Kilometer mit den Brüdern, egoistisches Verhalten, häufige Nichtanwesenheit oder seit Monaten ohne Bike). Ein Out in Bad Standing spricht man fast immer gegen Führungsmitglieder aus, die ihre Verantwortung bzw ihre Position missbraucht oder den Club in die falsche Richtung geführt haben (z.B. Bad Boy Ulli, Ex -Vize des HAMC Kassel oder Ruben Cavazos, Ex-International Prez des Mongols MC).
Beim Out in Bad Standing wird alles, was man vorher für den Club geleistet hat, komplett vergessen und der Rausgeworfene ausschließlich auf sein unrühmliches Ende reduziert. In der Realtät bedeutet das auch, dass man dem Mann jederzeit und überall „an den Karren pissen“ kann. (Lars Petersen).
Der Status wird öffentlich im Netz und den Szenemagazinen bekanntgegeben. Die Gründe werden nicht veröffentlicht; Ein Out in Bad Standing kann also auch bedeuten, dass das Ex-Member sich nicht mehr mit dem Cub identifizieren konnte, bestimmte, fragwürdige Regeln angezweifelt und sie darum nicht eingehalten hat etc.
Patch
Die Übergabe des Fullmember-Patches wird gerne mit fiesen Aufnahmeritualen verbunden. Ein eingemauertes oder irgendwo eingegrabenes Patch ist keine Seltenheit. Die Leipziger Red Devils ließen einen Prospect durch den eiskalten Fluss Luppe schwimmen, um sein Patch vom anderen Ufer zu holen.
Die Patches auf der Vorderseite der Kutte geben viel über den Träger preis; für bestimmte Handlungen werden Patches wie militärische Abzeichen verliehen.
Patch-over
Gemeinsamer Übertritt eines gesamten Chapters zu einem anderen Club.
Probationary
Auch Probe genannt. Die Mitgliedschaft auf Probe ist z.B. bei Übertritten in einen anderen Club üblich. Es gibt auch komplette Probationary-Chapter.
Prospect
Anwärter oder auch »Bruder auf Zeit«. Bewährt sich ein Hangaround, kann er den Anwärter-Status erlangen mit weiterreichenden Rechten und Pflichten. Die allgemeine Annahme, dass Prospects gering geschätzt werden, trifft auf die meisten MCs übrigens nicht zu. Ein Prospect trägt nur den Bottom Rocker mit der Aufschrift PROSPECT auf der Jacke, die Anwärterschaft dauert i.d.R. ein Jahr oder länger. Dem Prospect steht ein Fürsprecher oder Mentor zur Seite, der ihn „coacht“. Er erledigt in der Zeit jede Arbeit, die ihm angetragen wird, beweist seine Loyalität und ist zur Stelle, wenn der Club es verlangt. Diese Phase soll den Anwärter darauf vorbereiten, dass der Club immer an allererster Stelle kommt und dies gesellschaftliche und soziale Nachteile mit sich bringen kann. Manche Prospects erlangen den Fullmember-Status nie.
Bei den Bandidos gibt es nach der Prospect-Phase noch den Probationary-Status (erkennbar am Full-Colour und der Aufschrift PROBATIONARY im Bottom Rocker), das Mitglied auf Zeit bedeutet.
Polizei
Das Verhältnis zur Polizei ist natürlicherweise eher angespannt. Ein Rocker redet nie mit der Polizei, selbst wenn er Opfer einer feindlichen Gang wurde. Man regelt seine Angelegenheiten unter sich.
Oft kann man bei Open House Partys riesige Polizeiaufgebote sehen, die das Umfeld des Clubhauses abriegeln und jeden Besucher filzen. Nicht selten steckt reiner Aktionismus dahinter. Rockerclubs haben in der Gesellschaft keine große Lobby und ein Vorgehen gegen sie bietet sich für Politiker und Behörden geradezu an, um Pluspunkte bei der Bevölkerung zu sammeln. In dem Sachbuch „Jagd auf die Rocker“ (Lutz Schelhorn u.a., Huber Verlag, ISBN: 978-3-927896-67-3) wurde hierzu interessantes Material zusammengetragen.
Nicht alle Rocker sind kriminell, gewalttätig oder vorbestraft; viele leben eine bürgerliche Existenz und alle gehen einer geregelten Arbeit nach. Dennoch stellt das Tragen einer OMCG-Kutte heutzutage für viele Außenstehende schon einen Generalverdacht dar.
Regeln und Rituale
In Bikerclubs wird nach Regeln gelebt, die dem normalen Bürger oft übertrieben oder sogar albern vorkommen. Auch die Rituale sind martialisch, manchmal brutal; es geht um Überlegenheit, Stärke und Loyalität notfalls bis in den Tod. Begriffe wie Ehre, Respekt, unbedingter Zusammenhalt nehmen einen sehr hohen Stellenwert ein. Wenn man jedoch bedenkt, dass viele Biker in unsicheren Verhältnissen oder gar auf der Straße groß geworden sind, sind diese Verhaltensweisen schlüssig. Wer in der Gesellschaft keinen Rückhalt erfahren hat, sucht ihn eben woanders. Viele Member kennen nur das Leben im Milieu, in dem viele ausländische Gangs rücksichtslos um die Macht kämpfen. Nur mit einem verlässlichen Club im Rücken kann man sich dort behaupten. Viele MCs sind für ihre Mitglieder die einzige Familie. Dort erfahren sie bedingungslose Freundschaft und wissen, dass sie jederzeit auf ihre Brüder zählen können, solange sie sich an die internen Regeln halten.
„Your Brother ain’t always right, but he is always your Brother“ ist ein gängiger Spruch in der Szene.
Resident
Ein regionales Chapter, erkennbar am Namen im Bottom Rocker
Road Captain
Ist bei Runs zuständig für die Organisation, die Reiseroute, Unterbringung und Sicherheit der Biker. Unter anderem bestimmt er die sog. Road Blocker, die bei großen Konvois die Straßen abriegeln, damit sich keine Autos dazwischendrängen und die Biker gefährden bzw den Konvoi auseinanderreißen.
Red Light Crew
Der Träger dieses Patches ist entweder Zuhälter oder anderweitig im Rotlichtgeschäft tätig. Große Clubs betreiben ihre Bordelle wie Franchiseunternehmen mit klaren Vorgaben, wie viel Geld pro Monat erwirtschaftet werden muss. Zwangsprostitution existiert, ist aber nicht an der Tagesordnung.
Als Mitglied eines OMCG ist es mitunter schwer, einem normalen Broterwerb nachzugehen, daher verdienen viele ihren Lebensunterhalt als Tätowierer, Nachtclubbetreiber, Zuhälter o.ä.
Einem Bekannten, Full Member eines einschlägigen OMCG und Feuerwehrmann, wurde von den Vorgesetzten dringend nahegelegt, seinen Club zu verlassen, da er in seinem Beruf ansonsten keine Zukunftschancen hätte. Er betreibt jetzt einen Saunaclub, um seine Familie zu ernähren.
Secretary
Der Schriftführer im Chapter.
Sergeant at Arms
Ist für die Sicherheit und Disziplin des Clubs bzw Chapters zuständig. Auch wenn sein Name anderes vermuten lässt, hat er eher nichts mit Waffen zu tun, sondern sorgt hauptsächlich dafür, dass die Regeln eingehalten werden.
Snitch
Engl. für Verräter. „Snitches get Stitches“ ist ein bekannter Slogan im Milieu.
Street Gangs
Viele kriminelle Gruppierungen machen sich die einschüchternde Optik und das Auftreten eines Rockerclubs zunutze und tragen Kutten mit dreiteiligem Rückenpatch. Sie suchen den offenen Kampf mit etablierten Clubs wie den Hells Angels oder Bandidos, um sich die Macht im Drogenhandel oder Rotlichtmilieu zu sichern und treten in ihren YouTube-Videos mitunter wie Gangsta Rapper auf. Street Gangs – auch »rockerähnliche Gruppierungen« genannt – sind vor allem für Jugendliche aus sozialen Brennpunkten interessant; ihr Altersdurchschnitt liegt bei unter 30 Jahren. Sie übernehmen die strengen Hierarchien der Rockerclubs, tragen einheitliche Kleidung, aber das Motorrad spielt bei ihnen ebensowenig eine Rolle wie Ehre oder Loyalität. Die Fluktuation innerhalb der Gangszene ist enorm; Chapter und Führungsmember kommen und gehen. Mitgliedern von rockerähnlichen Gruppierungen wie den Black Jackets oder United Tribuns schreibt das LKA eine extrem hohe Gewaltaffinität und niedrige Hemmschwelle zu. Die Street Gang-Szene besteht laut Autor und Ex-Polizist Stefan Schubert zu 90% aus Migranten, was wiederum zu ethnischen Gewaltkonflikten zwischen z.B. türkischen und kurdischen Gangs führt.
Während bei den klassischen OMCGs eine »Bereitschaft zum Minimaldialog« (LKA-Mann Huber) erkennbar ist, lehnen die Street Gangs den deutschen Staat offen ab. Auf den ersten Blick sind sie nicht von »normalen Einprozentern« zu unterscheiden, so dass in der Öffentlichkeit MCs und Street Gangs oft in einen Topf geworfen werden.
Supporter/Supporterclub
Ein befreundeter, meist kleinerer Club, der diverse Dienste für den »Großen« übernimmt und ihm unterstützend beisteht.
S.Y.L.B.
Abkürzung für Support Your Local Bullheads.
In der Realität findet man das Kürzel beim Bandidos MC, andere Clubs haben analoge Abkürzungen. Man findet diese Kürzel oft auf Supportstuff.
Tattoos
Ein Member, das sich die Colours seines Clubs tätowieren lassen möchte, muss in manchen MCs mehrere Jahre warten, bevor er die Erlaubnis bekommt. Verlässt er den Club, muss das Tattoo entfernt bzw übergestochen werden.
Top Rocker
Der obere Aufnäher auf der Rückseite der Kutte, üblicherweise mit dem Clubnamen.
Train
Bei einer Train hat eine Frau hintereinander Sex mit mehreren Männern, die in der Schlange warten, bis sie an der Reihe sind.
Treasurer
Schatzmeister bzw. Kassenwart des Chapters.
Zahlen und Buchstaben
MCs verwenden gerne Zahlencodes und Abkürzungen, deren Bedeutung sie nicht immer öffentlich machen. Der Abkürzungsfimmel stammt noch aus der Zeit, als MCs hauptsächlich aus Armeeveteranen bestanden (Das Militär und Behörden sind bekannterweise abkürzungsaffin, das sieht man auch hierzulande).
Die 81 steht z.B. für das H und A im Alphabet und verweist auf die Hells Angels, die 86 steht für Heroin Forbidden. 1312 bedeutet ACAB (All Cops Are Bastards). Ein 31er ist ein Spitzel oder Verräter, der vor Gericht ausgesagt hat, um Strafmilderung zu bekommen; die Abkürzung basiert auf dem §31 StGB.
Das FF in Verbindung mit dem Namen des Clubs ist weit verbreitet, z.B. BFFB (Bandidos Forever, Forever Bandidos).