Warum Dark Romance kein Liebesroman in Grün ist

Im Klappentext der beiden Bände von Silent (und auch jeweils im Vorwort) habe ich darauf hingewiesen, was den Leser erwartet, wenn er sich auf die Lektüre von Silent einlässt:

Dark Romance-Thriller
Keine Sicherheiten. Keine Grenzen.
Keine Moral.
 Kein Schonwaschgang.
 Keine harmlose Love Story, keine rettenden Engel und kein strahlender Held mit Gewissen und Anstand. Kein Gut, kein Böse.

 Dieser Roman enthält Beschreibungen von Gewalt, Kriminalität und Leidenschaft.

Ich gehe davon aus, dass niemand den Text mit Dieser Roman enthält eigentlich ganz nette Rocker, möglicherweise ein Kätzchen und ein pastellfarbenes Cover übersetzen wird. Einige haben es anscheinend dennoch getan.
„Keine Grenzen“ bedeutet, es werden Grenzen überschritten, auch moralische oder politisch korrekte Grenzen.
„Keine harmlose Love Story“ bedeutet exakt dies!
„Keine Moral“ muss ich wohl auch nicht erklären.
Silent ist keine Rocker-Romanze ohne Rocker, es ist ein DARK. ROMANCE. THRILLER. Diese drei Worte stehen nicht da herum, weil ich zufällig noch ein paar Buchstaben übrig hatte. In Thrillern geht es nicht um Friede, Freude, Eierkuchen und auch das „Dark“ sollte man ernst nehmen (nein, es hat nichts mit Stromausfall zu tun).
„Dieser Roman enthält Beschreibungen von Gewalt, Kriminalität und Leidenschaft“: Ja, das tut er, liebe Leute, und zwar nicht zu knapp!

Silent_Vorstellung

Vor und während der Veröffentlichung zu Silent habe ich ziemlich viele Textschnipsel gepostet, die ahnen lassen, was auf den Leser zukommt. Auch Leseproben hat es hier und auf anderen Seiten gegeben. In einem Videobeitrag habe ich erklärt, was Dark Romance bedeutet. Für alle, dies es verpasst haben, hier die Kurzfassung:
In Dark Romance werden keine moralischen Maßstäbe an die Charaktere oder die Handlung angelegt. Es werden Grenzen ausgetestet und überschritten. In einem solchen Roman ist so ziemlich alles möglich, auch das Schlimmste, doch am Ende wird man mit einem Happy End belohnt.
Wäre Dark Romance ein Liebesroman, dann würde sie nicht Dark Romance heißen, sondern … na, wer weiß es?
(Nein, nicht Ostfriesenkrimi)

Dennoch scheint es, als hätten ein paar Leser all diese Hinweise missverstanden oder ignoriert. Mir ist bewusst, dass Dark Romance hierzulande noch nicht sehr bekannt ist. Aber wäre Silent ein Liebesroman, hätte ich ihn als solchen betitelt. Ich hätte mir die unheilsschwangeren Hinweise in Vorwort und Klappentext gespart und etwas fröhliches Pink ins Cover eingebaut.
Warum dennoch einige eingeschnappt sind und mich sogar böse angehen, weil ich mal keine MC-Lovestory mit liebenswerten Chaoten oder das Äquivalent zu den Fünfzig grauen Schatten geschrieben habe, ist mir schleierhaft.
Wer ein Problem mit Thrillerelementen hat (Gewalt, Psychospielchen, kriminelle Handlungen und co), mit unmoralischem Verhalten jeglicher Couleur und expliziten Beschreibungen, möge mich nicht beleidigen, wenn er sich trotz aller Mahnungen und Hinweise auf einen Dark Romance Thriller wie Silent einlässt (okay, ich weiß, ihr tut es trotzdem).
Ich mag keine Arztromane und keine High Fantasy, also schlage ich einen Bogen um solche Bücher. Es ist ganz einfach.

Was ich damit sagen will:
Natürlich hätte ich Silent nicht schreiben müssen. Ich hätte auch den Inhalt von Ode an die Nacht nehmen und aus Leon Priest einen Bad Boy-Millionär machen können (Verdammt – halt! Millionäre sind out; er muss mindestens Fantastilliardär mit dunkler Vergangenheit sein). Zack, fertig ist die Laube und alle sind glücklich.
Aber man will ja nicht kreativ verblöden, bloß weil sich mit dem altbewährten Schema F schnelle Kohle machen lässt. Man möchte auch nicht zum Erfüllungsgehilfen des Buchmarktes werden und vor jedem Projekt die Leser fragen, worüber man denn nun als nächstes schreiben darf. Dann kann man auch gleich einen indischen Ghostwriter engagieren oder sich die Inhalte aus seinen vorigen Büchern zusammenklicken.
Ich habe logischerweise nicht vor, den Rest meines Lebens beispielsweise Bullhead MC-Romane zu verfassen, bis Motorenöl aus meinen Ohren tropft. Mittlerweile fliegen einem auf dem Büchermarkt die Rockerromane nur so um die Ohren, da muss Frau Cudd nicht auch noch jeden Monat ihren Bad Boy-Senf hinzugeben. Falls doch, wäre ich imemrhin so klug gewesen, keine Bücher über 150 Seiten mehr zu schreiben und statt Sarkasmus und Worten wie hanebüchen lieber mehr Sex einzubauen. Kleinster-gemeinsamer-Nenner-Bücher, mit denen man auf der sicheren Seite ist und die niemandem weh tun.
Ich schwöre, ich habe ernstlich darüber nachgedacht (und tue es noch).

Schreiben ist ein kreatives Abenteuer, zumindest sollte es das in den meisten Fällen sein. Und auch für den Leser stellt jedes neues Buch ein mehr oder minder großes Wagnis dar.
Idealerweise sind sowohl Autor als auch Leser bereit, mit jedem neuen Buch einen unbekannten, kaum erkennbaren Pfad zu betreten und sich auf neue Entdeckungen einzulassen oder sie biegen bei der nächsten Gelegenheit zurück auf die stark befahrene Hauptstraße, wo alle Sehenswürdigkeiten gut ausgeschildert sind und der Asphalt ordentlich geglättet ist.
Ich freue mich von Herzen über jeden Leser, der bereit ist, sich mit mir in neue Gefilde aufzumachen! Wer unsicher ist, der kaufe oder leihe bitte nicht unbesehen ein Buch, nur weil Cuddy draufsteht oder der Name eines anderen Lieblingsautors. Nehmt euch die Zeit und lest die Klappentexte oder die Vorworte; notfalls schreibt euren Autor an und fragt ihn, ob sein Buch etwas für euch ist. Aber kommt um Himmels Willen nicht auf die Idee, ihn mit bösen Worten dazu bringen zu wollen, das Altbewährte zu schreiben, und zwar gefälligst JETZT! Damit erreicht ihr das Gegenteil, nämlich einen trotzigen Autor, der sich lieber ein zweites Pseudonym zulegt.

Also noch einmal der ernst gemeinte Ratschlag: Lasst die Finger von Silent, wenn ihr einen klassischen Liebesroman oder eine Art Frenchman ohne Motorrad erwartet!
All das ist Silent nämlich nicht.
Und ja, ich werde weitere Dark Romance-Bücher schreiben. Mit ordentlich Dark drin, viel bittersüßer Romance und einem satten Schuß Das geht aber gar nicht, Frau Cudd!!! Aber immer mit Happy End – denn auch das ist Bestandteil von Dark Romance.

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