In der Frühzeit war es üblich, in vielen Ländern ist es das heute noch und auch in einem mittelalterlichen Fantasy-Setting kommen manche Charaktere nicht drumherum – Barfuss laufen.
Nicht jeder Mensch kann sich Schuhe leisten und manche brauchen sie auch nicht. Yanni und ihre Sippe laufen fast ausschließlich barfuss. Irgendwann bekommt Yanni ein paar Stiefel und plötzlich fühlen sich ihre Füße wie eingequetscht an. Das Leder scheuert an der Haut, an den Fersen und die Zehen können sich nicht mehr so bewegen, wie sie es gewohnt sind. Als sie die Stiefel wieder loswird, ist es wie eine Befreiung. Und sie fühlt sich den Wäldern, in denen sie zuhause ist, wieder viel näher, nicht mehr wie ein Durchreisender.
Wer schon einmal eine längere Strecke barfuss gelaufen ist oder dies sogar öfters tut, stellt schnell fest, dass der Fuß richtig arbeiten muss. Das richtige Gehen sind wir längst nicht mehr gewöhnt. Immer raffiniertere Schuhe sorgen dafür, dass wir nicht mehr vernünftig die Füße heben und nicht sanft über den Ballen und das Außengewölbe laufen, sondern flach „aufplatschen“. Die Folge: schwache Muskeln in Fuß und Bein, oft auch Rücken- und Lendenschmerzen durch die falsche Körperhaltung. Jeder Schritt ein Schlag, der bis in die Gelenke spürbar ist. Außerdem fühlen wir nicht, wo wir langlaufen. Der Fuß ist nutzlos geworden, ein Anhängsel unten dran, über das man sich modisches Schuhwerk streift. Und wenn’s Probleme gibt, baut einem der Orthopäde schöne Einlagen, die zwar nicht die Ursache beheben, aber dafür sorgen dass wir noch weniger darüber nachdenken, warum wir bei der natürlichsten aller Fortbewegungsarten Probleme haben.
Barfußläufer -ob Naturvölker oder Überzeugte- sind, obwohl sie nicht trainieren, sehr kräftig und haben eine hohe Körperspannung. Das liegt allein daran, dass sie durchs Barfußlaufen eine andere Körperhaltung einnehmen, einen sanften, abrollenden Gang haben und dass der Fuß permanent eine gewisse Spannung im Fußgewölbe aufrecht erhalten muss. Barfußläufer laufen leise, nicht nur, weil sie keine Schuhe tragen, sondern weil sie nicht platt daher stampfen beim Gehen wie wir Schuhträger es tun.
Ich versuche seit über 10 Jahren, so oft wie möglich barfuss zu laufen, also zuhause sowieso und draußen im Garten, am Wasser, in den Wiesen und den Wäldern oder auf speziellen Wegen jenseits unserer Stadt, und hin und wieder jogge ich einige Runden barfuss auf der Tartanbahn. Wie jeder, der das mal etwas ernsthafter ausprobiert, durfte ich mich anfangs eines ordentlichen Muskelkaters in den Waden erfreuen, von diversen spitzen Steinen und Dornen gar nicht zu reden. Hätte nie gedacht, dass Barfußlaufen so unglaublich anstrengend ist.
Aber die Auswirkungen auf Körperhaltung, Rücken und den Gesundheits- und Fitnesszustand des Fußes sind verblüffend. Und die Körperwahrnehmung verändert sich auch ganz schön. Seit gut 20 Jahren laufe ich jetzt Marathon. Bevor ich das Brafußlaufen mit dazu genommen habe, hatte ich die üblichen Läufer-Zipperlein: Knieprobleme, Rücken, Lendenwirbel, Fußgewölbe-Aua, Achillessehnen-Mimimi. Die Themen haben sich erledigt, auch der Orthopäde zieht ein langes Gesicht, weil bei mir nix zu flicken ist. Der Sportmediziner und der Trainer bescheinigen mir einen sauberen, schönen Laufstil. Und seit gut 10 Jahren brauch ich auch keine teuren Super-gedämpften-Mega-Stabilitäts-Holla-die-Waldfee-Lauftreter mehr; ich laufe nur noch mit ungedämpften flachen Laufschuhen und komm wie vor wie ein Indianer im Schleichgang, während die meisten anderen Läufer wie die Nilpferde über den Asphalt stampfen.
Kleines Thema, ziemlich weitreichende Wirkung: Aber Yanni läuft icht barfuß, weil es so gesund ist, sondern weil es eben immer so war und sich für sie und ihre Sippe nie die Notwendigkeit ergeben hat, Schuhe anzuziehen. In den Städten, den Minen und auf dem Schlachtfeld sieht die Sache wieder ganz anders aus. Yanni wird das auch noch feststellen.