Liebe Leute, ich verkünde mit Stolz und Wehmut, dass LUCKY BASTARD, mein sechster Roman, die Schreibklause verlassen hat und nunmehr vorbestellt werden kann. Der endgültige Erscheinungstermin ist der 05. August. (Tusch, bitte!)
Hinter mir liegen viele, viele, sehr viele Tage manischen Schreibens, manchmal bis zu vierzehn Stunden am Stück. Anschließend erfolgte das Überarbeiten, Verschlimmbessern, Umschreiben, das Liebäugeln mit hochprozentigen Getränken, die Testleserunde, noch mehr Umarbeiten, das Korrektorat, gefolgt von weiterem Überarbeiten, das Setzen der Printausgabe mit plötzlichen Eingaben wie „Hmm, ich sollte in Kapitel sieben unbedingt diesen glutäugigen Norweger …“, dann das Haareraufen.
Okay, im gesamten LUCKY BASTARD taucht kein einziger glutäugiger Norweger auf (obwohl die Idee durchaus was für sich hat). Aber dennoch hat die Arbeit an dem Roman über lange Zeit mein Leben bestimmt.
Ich bin nicht so die Nine-to-Five-Schreiberin; ich kann das Ganze nicht nach Bedarf an- und ausknipsen. Nachts suchen mich die Charaktere heim (ihr kennt das: die Sache mit dem Kaffeeschwund, den umgeschriebenen Szenen und so …), tagsüber brüte ich über Formulierungen und schwanke zwischen Zweifel, Selbstmordgedanken und nackter Panik. Braucht die Welt so einen Roman? Ist das nicht totaler Bullshit, was ich da zusammengeschrieben habe? Wen interessiert das überhaupt? Warum tut Juli nicht einmal, was sie soll? Und warum ist French so ein Rabauke? Und mit Dog und Mick und Lars Riebeck müsste ich auch mal ein ernstes Wörtchen reden.
Dann plötzlich – ist alles vorbei.
Buch ist fertig.
Catalina sitzt vor dem dunklen Bildschirm und fragt sich, was sie nun tun soll.
Catalina hat den Post-Veröffentlichungs-Blues.
Catalina schlurft zur Kaffeemaschine und starrt dumpf auf den Einschaltknopf. Kaffee – wofür? The Job is done.
Mütter kennen ein ähnliches Phänomen: Das Kind wurde in die große weite Welt entlassen und muss jetzt auf eigenen Füßen stehen. Das Kind braucht die Mama nicht mehr.
An dieser Stelle ein Geständnis: LUCKY BASTARD stand nicht einmal auf meinem schlauen Jahresschreibplan. Die Geschichte hat sich einfach so eingeschlichen (ich verweise auf diesen Beitrag) und eigentlich gibt es in meinem literarischen Oeuvre (hihi) meiner Meinung nach schon genug Biker (wenn sie auch eher dämonisch angehaucht sind). In meiner privaten Freizeit habe ich auch ausreichend Rocker verschiedenster Couleur um mich, das sollte wohl reichen, oder?
Nee, anscheinend nicht.
Ihr merkt schon, ich hänge immer noch im Buch fest bzw in dessen Entstehung. Ich klammere. Aber ich darf das auch. Sonst muss ich mich dem Alkoholismus hingeben oder schmalzige Bergdoktoren-Filme gucken und dabei ins Geschirrtuch schniefen.
Der kleine LUCKY BASTARD ist also ein Kind der … naja, Liebe passt jetzt auch nicht.
Als Free Bikerin und Solo-Tourerin mit meiner heißgeliebten Street Bob habe ich im Laufe der Zeit in die Szene der OMCG reinschnuppern können, zähle ein paar Einprozenter zu meinen mittlerweile sehr guten und verlässlichen Freunden (obwohl die das mit dem unerschöpflichen Kaffeevorrat in meiner Schreibklause auch schnell spitzgekriegt haben und alle Naselang unsere Hofeinfahrt blockieren, um mal schnell ihrer Koffeinsucht zu frönen). Irgendwann ging das Kopfkino an und ließ sich nicht mehr ausknipsen. Der Plot zu LUCKY BASTARD war flott geschrieben, danach folgte die eigentliche Arbeit.
Zwei OMCG-Full Member, die ich sehr mag, haben die Entstehung von LUCKY BASTARD mit Interesse, Spaß und Fachwissen begleitet, das Manuskript gegengelesen und zufrieden abgesegnet. Zwischendurch gab es lange Abende und Nächte voller verrückter Diskussionen, wilder Anekdoten und einer schamroten Catalina …
Von daher ist LUCKY BASTARD näher an meiner persönlichen Realität dran als es die DEMONIZED-Bände oder DIE ARMEE DER TAUSEND SÖHNE jemals sein können (logo, Dämonen zählt man gemeinhin nicht zu seinem Freundeskreis, gell? Die nächtlichen Heimsuchungen lasse ich mal außen vor.)
An dieser Stelle sei der Hinweis erlaubt, dass Outlaw-Biker nicht annähernd so viel fluchen, wie man nach Lektüre meines Romans vielleicht annehmen könnte. Alles andere kommt der Wahrheit erschreckend nahe – oder wurde gar dezent untertrieben.
Bevor ich mit der Arbeit an LUCKY BASTARD anfing, habe ich nie wirklich darüber nachgedacht, was andere Menschen davon halten, wenn eine Rotte schwarzlederbekleideter Biker eine Ampelkreuzung lahmlegt, mit grimmigen Mienen auf Biker-Veranstaltungen unter sich bleibt oder, nachdem das Kuttenverbot in unserer Region aufgehoben wurde, das Tragen der Colours bewusst zum Vordrängeln beim MäcDingens benutzt.
Ich werde von meinen Nachbarn anders gegrüßt; es ist kein unbekümmertes „Hi, Catalina!“-Guten Tag mehr, sondern so ein verbissenes „Schick mir bloß nicht diese fiesen Typen auf den Hals!“-Grüßen.
Na gut, dafür hat sich mein Fahrstil signifikant verbessert, so in Richtung Kamikaze. Ich kenne jetzt eine Menge Schraubertricks und das Hitzeschutzblech an meiner Bob klappert auch nicht mehr.
Außerdem ist der LUCKY BASTARD entstanden. Ein tolles Buch, wie ich finde. Umfangreich mit 750 Normseiten (das entspricht knapp 534 Taschenbuch-Seiten). Fetzig. Hölleheiß! Und wenn ich nicht schon an den tollsten Typ der Welt vergeben wäre, dann … dieser French ist schon ein verflucht interessanter Kerl, verdammich!
Es ist schwer, seine Buch-Kinder auf die Wange zu küssen und sanft über die Schwelle nach draußen zu schubsen. Was, wenn niemand sie mag? Vielleicht werden sie vom Rest der Welt gemobbt, herumgestoßen, mit schlimmen Wörtern bedacht? Oder gar mit Mißachtung gestraft?
Ich mag den LUCKY BASTARD sehr. Es steckt Herzblut drin; nicht nur meines, sondern das von vielen, vielen anderen Leuten, seien es Bikerfreunde, nahestehende Personen, kritische Testleser oder sehr gewissenhafte Korrektoren.
Und ich hoffe von Herzen, dass er euch eine schöne, aufregende, herzwärmende Lesezeit beschert.