All die gestohlenen eBooks …

Für uns Autoren und euch Leser brachte der Jahreswechsel nicht nur einige tiefgreifende Neuerungen wie z.B. den veränderten Umsatzsteuersatz auf eBooks, sondern auch die traurige Erkenntnis, dass u.a. in bestimmten Facebook-Gruppen ungehemmt eBooks getauscht und zum Download bereit gestellt wurden – natürlich ohne Wissen der Autoren und in erschreckend großem Stil. Viele der Tauscher waren erschreckenderweise Leute, die manche Autoren persönlich kannten.
Auch die DEMONIZED-Bände wurden auf diversen Plattformen über 3.400mal kostenlos heruntergeladen. 3.400 Bücher. Japs! Das heißt, seit Erscheinen des ersten DEMONIZED-Bandes bis zum Jahresende wurden die eBooks täglich etwa 40mal gestohlen.

Mir ist klar, dass man gegen die “Hey-das-ist-umsonst-das-nehme ich-mal-mit”-Mentalität mancher Leute nichts ausrichten kann. Die eBook-Diebe würden meine Bücher sowieso nicht kaufen, wenn sie sie nicht mehr kostenlos bekommen würden.
Was mich aber fassungslos zurücklässt, ist die Gleichgültigkeit mancher User gegenüber der Tatsache, dass sie gerade eine reale Person bestohlen haben. Ein Kommentar lautete sinngemäß: “Macht die Bücher halt billiger, dann werden sie nicht mehr geklaut.”
Das ist in etwa so, als wenn ein Autodieb argumentieren würde, dass er den Porsche nicht gestohlen hätte, wenn die Karre für 150,-€ zu haben wäre.
Zudem kosten die meisten eBooks gerade mal den Gegenwert eines Starbucks-Kaffees oder eines Döners auf der Hand, aber es steckt wesentlich mehr Nachhaltigkeit und Nutzen dahinter. Und mehr Arbeit. Von der Fantasie ganz zu schweigen. Und weniger Kalorien hat es auch …
Irgendwie scheint der Gedanke in manchen Köpfen zu sitzen, dass Dinge, die nicht greifbar sind, die man nicht in einer Hülle ins Regal stellen kann, keinen Wert haben: MP3, eBooks, Filmdateien …
Leute, der Inhalt macht den Wert aus, nicht die Verpackung!

Wer ein Buch schreibt, sitzt sehr, sehr lange Zeit allein in seinem Kämmerlein, allein mit sich selbst und seinen Kopfgeburten. Er verzichtet während des Schreibens auf Freunde, Familie, Hobbies (viele schreiben in ihrer Freizeit). Er stülpt sein Innerstes nach Außen, zweifelt, malt sich DInge aus, die andere in den Wahnsinn treiben würden, rauft sich die Haare, hält sich abwechselnd für total bescheuert und völlig überdreht. Aber man hatte da diese Idee und die will unbedingt geschrieben werden …
Mitten in der Nacht treibt ihn seine Geschichte aus dem Bett, tagsüber kreisen seine Gedanken immer wieder um Charaktere und Konflikte (meist im unpassendsten Moment). Mittendrin wird alles verworfen und von vorne begonnen. Der Kaffeekonsum erreicht ein Level, das sich in der Haushaltskasse und im Herzen deutlich bemerkbar macht. Der Rücken jammert schmerzvoll auf, die Augen brennen, wenn man sich um zwei Uhr nachts endlich vom Bildschirm löst und feststellt, dass man auch heute wieder seine Familie vernachlässigt hat. Wer schreibt, der vereinsamt. Und er opfert wesentliche Zeit seines Lebens, die ihm und seinen Lieben anderweitig zugute kommen würde. Alles nur, weil der Drang, zu schreiben, übermächtig ist.
Autoren gelten als sozial unzuverlässig (“Der kommt nicht zur Party, der hängt mal wieder vorm Rechner!”), als debil (“He, ich hab dich was gefragt!”), als Rabenmutter/-vater/-partner (“Wie, du willst lieber schreiben statt für uns zu kochen?”), als total spinnert (“Eine Story über Werwölfe in Berlin? Du hast sie nicht alle!”) und sind körperlich und gesundheitlich auch nicht gerade auf der Überholspur (Kaffee, Nerven-Schoki, schnelle Happen zweifelhafter Herkunft … und das Training muss heute ausfallen, weil dieses verdammte Kapitel noch dringend …). Beim Überarbeiten fragt man sich ständig: “Gott, was tu ich hier eigentlich? Die Welt wird sich totlachen oder mitleidig auf mein Machwerk schauen.” Wenn das Manuskript aus dem Lektorat und/oder dem Korrektorat zurückkommt, zusammen mit der Rechnung für die Dienstleistung (die der Self Publisher natürlich aus eigener Tasche bezahlt), erschrickt man ob der tausend Markierungen und denkt nicht zum ersten Mal darüber nach, das Schreiben lieber anderen zu überlassen. Egal, wie erfahren oder bekannt ein Autor ist: Jeder zweifelt an seinem Werk, bevor er es in die Welt hinaus lässt, davon bin ich überzeugt.
Wenn das Buch endlich fertig formatiert ist (auch das erledigen in vielen Fällen Dienstleister, die bezahlt werden wollen), ein schönes Cover entworfen und die Druckausgabe gesetzt wurde (Coverdesigner und Mediengestalter arbeiten  -Überraschung! – auch nicht für Omme) und das Buch seinen Weg zu den Distributoren gefunden hat, ist noch lange nicht Schicht. Dann beginnt die zähe Zeit des Werbens, Bekanntmachens, sich-mit-Bloggern-austauschens, Leserunden-einleitens etc.
Man gibt Pressetexte heraus, kümmert sich um Lesungen, lässt Flyer, Lesezeichen, Postkarten drucken (ja, das kostet auch Geld) wirbt, wirbt, wirbt für das Buchstabengewächs, das der eigene Verstand in einem Moment geistiger Umnachtung gepflanzt hat: “He Catalina, schreib doch mal ein Buch über …”

Und dann kommen Leute daher, die sich einen eReader, ein Tablet, ein Smartphone angeschafft haben und dennoch zu geizig sind, 2,99€ für ein Produkt auszugeben, in dem Blut, Schweiß und Tränen (und eine Menge pekuniärer Vorschuss seitens des Autors) stecken? Das sie auch nächstes Jahr noch erfreuen wird, das mit jedem Wort, jedem Satz einzigartig ist, das etwas lebendig werden lässt, das es vorher schlicht nicht gab?
Nicht der finanzielle Verlust ist das Schlimmste (wie gesagt glaube ich nicht, dass Bücherdiebe zu meinen Kunden oder gar Fans zählen), sondern die absolute Geringschätzung der kreativen Arbeit, die in jedem Buch steckt, egal, ob es einem persönlich gefällt oder nicht.

Allen Leuten, die mal so nebenbei die kreative Arbeit anderer Menschen, gleich ob Buch, Musik oder Film, irgendwo abgreifen, kann ich guten Gewissen mitteilen: Eurem Karma tut ihr damit keinen Gefallen, ihr Diebe!
Den ehrlichen Lesern, den wahrhaften Bücherliebhabern, denjenigen, die mit pochendem Herzen und abgenagten Fingernägeln die Charaktere durch zahllose Geschichten, Gefahren und Dramen begleiten und mit einem Summen im Kopf und geröteten Wangen zurückbleiben und vielleicht noch anderen Lesern oder gar dem Autor von ihrem Leseerlebnis berichten, sage ich hiermit ein inbrünstiges, von tiefstem Herzen kommendes
DANKE, dass es euch gibt!
Für euch, und nur für euch schreibe ich, und zwar verdammt gerne!

Es gibt auf FB übrigens eine schöne Gegenaktion, an der ich mich ebenfalls beteilige.
Zudem werde ich den Erlös meiner Bücher, die im Rahmen der Aktion am 03. und 04. gekauft werden, komplett der Caritas e.V. zugunsten Wohnungsloser spenden. Es gibt nämlich nicht nur Leute, die sich den Kaufpreis für digitale Inhalte aus egoistischer “Geiz-ist-Geil”- Mentalität sparen, sondern solche, die es sich tatsächlich nicht leisten können und richtige Probleme haben.

Der “Wir sagen Nein zu illegalen ebooks und kaufen sie lieber selbst”-Flashmob

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