Manche Dinge irritieren mich dermaßen, dass ich noch Tage später darüber nachdenke und zu keinem Ergebnis komme.
Ich habe da eine seltsame eMail bekommen, in der jemand sinngemäß schreibt, dass er oder sie Probleme mit dem Verhalten des weiblichen Charakters in DEMONIZED hat, von wegen Feminismus und Frauenbild und so. Eine Frau kann doch nicht mit einfach mit mehreren Männern … und dann findet sie das womöglich noch gut. Und überhaupt: warum ist sie so zickig und beleidigend? Das macht man doch nicht.
Hmm, danke für den Hinweis … aber ich hoffe doch inständig, dass der Roman nicht als meinungsbildende Gesellschaftsstudie aufgenommen wurde, sondern als fiktive Unterhaltungslektüre. Ähm, er handelt nicht zuletzt von Dämonen und Engeln und spielt in einer Stadt, die es nicht gibt.
Man darf die Story also getrost goutieren, ohne nach politischen, gesellschaftlichen oder sonstigen Botschaften darin zu suchen.
Ich schreibe. Ich missioniere nicht.
Es wird ja auch nicht jeder Thrillerautor, der über Serienmörder schreibt, die Intention haben, seine möglichst blutrünstigen Metzeleien zu einem gesellschaftlich anerkannten Hobby zu machen.
Interessant in diesem Zusammenhang finde ich übrigens, dass viele Frauen meine weiblichen Charaktere meist als stark und kämpferisch einstufen, während bei Männern gern das Wort „zickig“ fällt.
Sind Frauen, die kein Bock auf „ich Tarzan, du Jane“ haben und ihr Nein gern mal nachdrücklich vermitteln, wenn Mann das nicht kapieren will, also automatisch Zicken?
Da wären wir wieder beim Thema Frauenbild.
Feministinnen sind nach weitverbreiteter Meinung verbitterte, männerhassende Kneifzangen mit kurzen Haaren. Wahre Frauen stöckeln und giggeln und heulen bei romantischen Filmen, was Männer mit nachsichtigem Lächeln zur Kenntnis nehmen. Sind halt Mädchen. Frauen machen keinen Ölwechsel, weil die sorgsam zurechtgefeilten und bemalten Fingernägel dazu nicht taugen. Frauen kümmern sich ums Schön-Aussehen, kaufen Schuhe und Handtaschen und füllen den Rest der Zeit mit noch mehr Giggeln und Lästern über die GNTM-Kandidatinnen.
Wenn Frauen sich wehren müssen, ist ihre einzige Waffe ein: „Bitte nicht!“ Ach ja, und es gehört zum guten Ton, sich vor Spinnen zu ekeln, warum auch immer (ich finde Zecken absolut widerwärtig, weil … aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden).
Für mich sind Feministinnen Frauen, die selbst bestimmen, was sie sein und wie sie leben wollen. Wenn sie als Mädchen lieber mit Action Jim spielen statt mit rosa Barbies, dann lasst sie, um Gottes Willen! Wenn sie ihren Job ebenso lieben wie ihr Kind, sind sie nicht automatisch egoistische, karrieregeile Rabenmütter, sondern verkümmern elend im „Nur-Hausfrau“-Modus.
Manchmal fragt man sich leise, ob bei diesem „die ist doch bloss sauer, dass sie ohne Penis zur Welt gekommen ist“-Gerede nicht ein Hauch Angst mitschwingt. Angst davor, dass eine Person sich nicht an DIE REGELN hält, sondern ihr Glück gegen alle Widerstände selbst sucht und hoffentlich findet.
Für Männer gilt übrigens das Gleiche. Die sind nicht weniger gesellschaftlichen Zwängen ausgesetzt als wir Weibsen.
Ich mag unkonventionelle „Zicken“, die auf krummen Lebenswegen wandeln und ihre eigenen Regeln aufzustellen versuchen. Steinige schmale Pfade sind schwerer zu begehen, aber wer latscht schon gerne auf einer bequemen vierspurigen Asphaltstrecke zusammen mit zigtausenden anderen Konformisten durchs Leben? Mehr als pure Langeweile wird man dort kaum geboten bekommen und am Ende darf man über seine staatliche Rente jammern und sich fragen, wo das Leben geblieben ist. Finis.
Möchte ich als LeserIn einer solch passiven Schema-F-Person als Romanheld begegnen? Eh, nope – es sei denn, sie macht eine anständige 180°-Wendung durch.
Also bürste ich meine Heldinnen (und auch die Helden) ordentlich gegen den Strich, lass sie fallen, wieder aufstehen und scheuche sie in fiese Abenteuer, die sie nur mit ordentlich Schrammen und Kratzern und abgebrochenen Fingernägeln überstehen werden. Es wäre mir bei ODE AN DIE NACHT nie in den Sinn gekommen, Toni als schmachtenden Fan vor die Bühne zu stellen, der inständig auf die Gunst eines Backstage-Passes und eine heiße Affäre mit dem Star der Rockband hofft. Für solche abgenudelten Klischees gibt es das Privatfernsehen, drölfzigtausend entsprechende Romane und all die digitalen Träume verliebter Mädels in diversen Fanfiction-Foren.
Schweife ich gerade vom Thema ab? Mist, darin bin ich echt gut.
Eigentlich will ich damit nur sagen: Wenn ich eine Botschaft vermitteln wollte (unterschwellig will das wohl jeder Autor, auch wenn er laut „Wer, ich? Never würde ich das wollen!“ schreit), dann die folgende:
Vertrau auf dich, dann schaffst du das schon, egal, wie schlimm es auch kommen mag. Du bist stärker, als du denkst, also krieg den Arsch hoch und hör auf zu jammern.
Klingt gut, oder?
Ach ja, und danke der Gottheit deiner Wahl dafür, dass DU SELBST entscheiden kannst, wie du dein Leben gestaltest. Such nicht in Romanen nach Vorbildern und auch nicht draußen in der von Medien durchgeimpften Welt, sondern nimm dein eigenes Ideal als Vorbild. Sei dein bestes und glücklichstes Ich, das du sein kannst und lass dir nicht von anderen sagen, wie dein Leben auszusehen hat.