In Teil I habe ich mich über die Programme ausgelassen, die ich (mehr oder weniger intensiv) benutze, um meine geistigen Ergüsse in kleine Pixel zu pressen und später ein Buch draus werden zu lassen.
Heute geht es mal um die Arbeit als solches – wobei: Schreiben ist ja keine Arbeit. Auf dem Bau malochen ist Arbeit, Einkommensteuererklärungen erstellen ist Arbeit, Spargelpflücken ist Arbeit, aber Schreiben zu dürfen ist ein Privileg.
Ich lebe indirekt vom Schreiben, denn noch bin ich nicht so weit, die Welt mit meinen literarischen Perlen so weit zu begeistern, dass man mir das Geld hinterherwirft. Als Neu-Autorin muss man erst mal auf seine Existenz aufmerksam machen. Nicht leicht bei zigtausend neuen Titeln, die jährlich den Markt allein in Deutschland überschwemmen (2012 zählte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels 91.000 Neuerscheinungen, wobei die Belletristik 14.838 Titel beisteuerte).
Marketing ist also ein Thema, mit dem ich mich noch auseinandersetzen darf, wenn ich meine Nische langfristig besetzen will. Wobei mir durchaus bewusst ist, dass die Genres, in denne ich schreibe, nicht gerade zu den umsatzstärksten gehören. Krimis/Thriller, Liebesromane und die Chick-Lit sind die Verkaufsrenner. Aber ich schreibe nicht, um Kohle zu machen (wäre allerdings ein schöner Begleiteffekt), sondern ich schreiben will.Also, indirekt lebe ich vom Schreiben, weil ich hauptberuflich als Designerin und Illusratorin arbeite – dazu gehört im immer größeren Maß auch Buchillustration und Coverdesign. So einen gewissen Einblick habe ich also in die Verlagswelt – und darum will ich vorläufig lieber als Indie-Autorin tätig bleiben.
Ich schreibe an mehreren Projekten gleichzeitig. Das hat den Vorteil, dass ich, wenn ich mit dem einen Text nicht weiterkommen, mit einem anderen weiterschreiben kann, bis sich der Kopfknoten wieder gelöst hat. So entstehen keine Schreibblockaden.
Bevor ich aber loslege, brauche ich eine Marschroute. das ist nicht Jedermanns Arbeitsweise; viele Autoren schreiben lieber drauflos, benutzen die Schneeflockenmethode oder kennne nur Anfang und Ende ihres Projektes.
Ich bin ein ziemlich strukturierter Mensch, deswegen baue ich erst einmal einen Plot, den ich mehr oder weniger fein ausarbeite und der sich zunächst nur mit meinem Protagonisten beschäftigt. Der Fokus liegt auf dem Spannungsbogen: Einführungskonflikt, sich steigernde Krisen, Höhepunkt etc.
Die grobe Idee kritzle ich in eines meiner Blankbücher, der eigentliche Plot entsteht dann in Scrivener, wo ich meist in Teilabschnitten arbeite und dabei versuche, die Konflikte oder Zielsetzungen der jeweiligen Szene hervorzuheben, um sie nachher nicht aus den Augen zu verlieren.
Anschließend kommen die weiteren Charaktere dran: jeder bekommt seinen Backgrund, seine Motivation und seine persönlichen Krisen. Nicht alles findet nachher Eingang im Buch, aber es hilft ungemein, dem Ganzen mehr Tiefe zu geben.
In Scrivener kann man Bildmaterial hinzufügen, z.B. zu den Charactersheets oder den Ortsbeschreibungen. Die Bilder bekommt niemand zu sehen, aber mir helfen solche visuellen Krücken ungemein, das Ganze während des Schreibens lebendig werden zu lassen.
Den Rohentwurf schreibe ich ohne Rücksicht auf stilistische Feinheiten runter. Er bildet das Gerüst für das spätere Werk. Hier erfahre ich, welche Themen ich recherchieren muss und welche Abschnitte irgendwie nicht richtig funktionieren und einer konzeptionellen Überarbeitung bedürfen. Wenn es beim Schreiben hakt, dann stimmt etwas nicht.
Den fertigen Rohentwurf lasse ich dann reifen und widme mich anderen Dingen. Die erste Üebrarbeitung erfolgt auf dem Reader. Auf einem anderen medium liest man seinen text mit etwas mehr Abstand und es fallen einem Dinge auf, die man am Bildschirm nicht bemerkt hätte. Korrekturen vermerke ich auf einem Notizblock.
Dann kommt der laaaange Prozeß des Überarbeitens, Lesens, Noch-mal-Überarbeitens, Kill-your-Darlings, Abschnitte-neu-Schreibens, Korrigierens, noch mal Überarbeitens ….
Papyrus Autor übernimmt anschließend eine Stilanalyse und Rechtschreibkorrektur nach Duden und endlich, endlich kann ich das Werk an die Testleser herausgeben.
Und dann – rate mal: Genau: Überarbeiten, sich mit der Kritik auseinandersetzen, nachfragen, abwägen, noch mal drüberlesen lassen, dann Korrekturlesen lassen.
Formatieren und Covergestaltung, evtl. Illustrationen einfügen, Impressum und Inhaltsverzeichnis erstellen sind dann fast schon Kindergeburtstag, bevor das Werk endlich an die Öffentlichkeit darf.
Da ich in verschiedenen Genres schreibe, benutze ich unterschiedliche Pseudonyme. Ansonsten wären Leser, die Young-Adult-Urban Fantasy mögen, ziemlich irritiert, wenn sie vielleicht gewohnheitsmäßig einen Titel von mir kaufen und dann feststellen müssen, dass sie ein erzählendes Sachbuch oder einen modernen Roman erwischt haben.
Als Freiberuflerin mit eigenem Firmennamen bin ich auch der Meinung, dass mein Schreibhobby nicht mit der täglichen Arbeit kollidieren sollte. Daher also die verschiedenen Namen, unter denen ich veröffentliche.