5 Dinge, die unbedingt in ein erfolgreiches Buch gehören – Teil eins

Anmerkung vorweg: Ich bemühe mich stets um Gender Correctness. Und weil die Grünen justament dieses grandiose Gender Correctness-Sternchen * erfunden haben, bin ich mal so innovativ und wende es hier hemmungslos an.
Unsere Welt hat ja sonst keine Problem*Innen.

Es ist Wochenende, ich habe die Rohfassung von “Forever Nomad” gestemmt und sitze noch immer fassungslos vor dem Wordcount. 225.000 und ein paar zerdrückte Buchstaben! Das Ding ist dicker geworden als geplant (vermutlich, weil meine Heimsuchungen wieder ihren Senf ins Manuskript hinzugeschrieben haben, als ich selig den Schlaf der dummen Autorin schlief. Die Überarbeitung wird lustig, wenn da wieder mittendrin so Sätze auftauchen wie: Der depressive Haifischwürger Werner setzte den Korkenzieher an und bohrte ein hübsches Loch in den Rumpf des Greenpeace-Flaggschiffs. Solche Sachen schreiben die nämlich rein. Nur, um mich zu ärgern, weil ich die Kaffeedose mit einem Vorhängeschloss gegen unbefugtem Gebrauch gesichert habe.)
Das Manuskript ist also schon mal ein dickes Ding. In gedruckter Form kann man damit jemanden erschlagen. Allein dafür sollte man mir bitte einen Orden aus Schokolade verleihen. Mit Krokantstückchen drin.
Aber ist es auch gut? (Eure Standardantwort, liebe Autor*innen, sollte an dieser Stelle lauten: Selbstverständlich ist es das! Es ist ja schließlich von mir! Sollte jemand*In anderer Meinung sein, so ist er*sie schlicht noch nicht bereit für meine literarischen Visionen … Wie immer, seufz.)
Es wäre darüber hinaus nicht von Nachteil, wenn das gute Buch sich auch verkaufen würde.
Aber was sorgt eigentlich dafür, dass ein Buch bei den Leser*Innen gut ankommt?
Okay: Worte. Viele, viele Worte – und es wäre durchaus von Vorteil, wenn sie aneinandergereiht Sinn ergäben.
Weil ich mich vorm Überarbeiten drücke, stelle ich also mal meine höchstpersönliche Blog-Serie auf mit den 5 Dingen, die meiner Meinung nach unbedingt in jedes erfolgreiche Buch gehören.
Und wenn ich die Liste fertig habe, darf ich meinen Roman komplett umschreiben, weil ich mich nicht an meine eigene Liste gehalten und ein düster-progressives Meisterwerk verfasst habe, mit dem keine Sau etwas anfangen kann. (Leser*Inmeinung: “Der depressive Haifischwürger hat mir solche Angst eingejagt, dass ich meinen E-Reader in den aufgeheizten Backofen stecken musste.”
Worauf ich dem/der Leser*In schreibe: “Liebe/r Leser*In, Der Haifischwürger steht als Metapher für die Position reduzierter potentieller Gravitationsenergie dort, wo die Emission musikalischer Vokalsequenzen die Präsenz mit negativer psychosozialer Prognose behafteter humaner Individuen negiert.”
Antwort: “Geh sterben, Autorin.”)
5-Dinge_StereotypHier also meine Numero eins:
1. Mindestens einen Stereotypen.
Yup, in den Schreibratgebern steht was vollkommen anderes. Da steht sinngemäß: Um der Liebe Christi willen: KEINE KLISCHEES, oder du wirst auf ewig in der Autor*Innenhölle schmoren, eingepfercht zwischen Rosamunde Pilcher, Bushido und der gesamten BILD-Redaktion! (Anmerkung: Dies ist meine ganz persönliche Hölle. Bitte fügt hier eure eigene Höllenvorstellung ein)
Aber mal ehrlich. In einem Buch, in dem es von doppelkinngeplagten Getränkefachverkäufern im bestickten Bademantel, alleinerziehenden Orks mit Hundeallergie und Haifischwürgern namens Werner nur so wimmelt, freut man sich doch über altbekannte Klischeecharaktere. Wenn man dem geschiedenen norwegischen Kommissar mit Alkoholproblem begegnet, ist das ungefähr so, als treffe man einen guten alten Kumpel wieder. Und mit etwas Glück kommt noch der dominante Millionär im Maßanzug um die Ecke und verhaut mal eben die unbedarfte Studentin, die ständig errötet.
Hach, Stereotypen: Das ist doch so, als säße man mit Freunden auf dem Sofa.
In einem Fantasyroman erwarte ich mindestens einen blonden, arroganten Elben mit delikaten Gesichtszügen. Wenn er noch auf einem Einhorn reitet und sein Name so viele Apostrophe beinhaltet, dass man ihn nicht aussprechen kann, kriegt er ein Stück von meinem Schokoladenorden.
Der Bösewicht im Thriller sollte mindestens einmal im Buch teuflisch/grausam/sadistisch lachen. (Nichtzutreffendes bitte streichen). Gerne darf er eine weiße Perserkatze kraulen und er muss ZWINGEND nach der Weltherrschaft streben.
BTW: Warum streben die eigentlich immer nach der Weltherrschaft? Ich meine, was macht man so, wenn man endlich die Welt beherrscht? Bringt man erfrischend neue Gesetze raus, dass sämtliche Bäume ab jetzt verkehrt herum gepflanzt werden? Lässt man sich jeden Morgen per Live-Übertragung von der gesamten Menschheit anbeten? Schickt man eine Rakete zum Mond, um dort oben sein Porträt aus bunten Straßsteinen als gigantisches Mosaik fertigen zu lassen, damit man bei Vollmond in die Schlafzimmer der Untertanen funkeln kann?
Ich stelle mir das ziemlich öde vor, so eine Weltherrschaft. Keiner will mehr mit dir Minigolf spielen, weil sie Angst haben, zu gewinnen. Ständig muss man Rebellen hinrichten lassen und kleine, aufmüpfige Könige einschüchtern. Und mit dem Geldzählen kommst du auch nicht nach. Bei Drölfzigzilliardendreihundertneunzehntausendundelf platzt dein beflissener Butler herein, um dir deine Blattgoldtrüffel auf spinnwebfeinem Kobe-Rind-Carpaccio zu servieren. Shit! Also musst du den Burschen enthaupten, das Blut von verängstigten Subalternen wegwischen lassen und darfst wieder von vorne anfangen mit zählen. Nervig.
Egal, Bösewichter müssen Weltherrrschaft und so …
Und wehe, er entpuppt sich als netter Kerl, der ehrenamtlich im Tierheim die Nagetiere betreut und an der Kasse der drängeligen Oma, die einem den Einkaufswagen in die Hacken fährt, freundlich lächelnd den Vortritt lässt. Er soll die Oma gefälligst mit ihren Tiefkühlbohnen bewusstlos schlagen, ihr mit dem Edding SLUT auf die Stirn schreiben und die Hamster im Tierheim lebendig herunterschlingen, wenn keiner hinguckt.
Meinetwegen darf er auch Haifische würgen und mit dem Schlüssel Kratzer ins Greenpeace-Flaggschiff machen.
Und der Held möge bitte ein Held sein. Wenn er direkt im ersten Kapitel am Herd schluchzend über seine angebrannte Penne zusammenbricht, anschließend den Müll runterträgt und Schilder für eine feministische Demo malt, esse ich meinen Schokoladenorden lieber selber. Der Held soll gefälligst Dreitagebart, einen eingeschränkten Wortschatz (“Ich hol dich da raus, Baby!”) und ein Sixpack haben. Ohne Sixpack kommt mir kein Held ins Haus! Er darf gerne ein vom Schicksal geplagter alkoholkranker skandinavischer Kommissar sein, aber er sollte um Himmels Willen nicht so aussehen! Sondern mehr so wie Magic Mike mit ohne T-Shirt.
Gibt es eine Heldin, dann erwarte ich Modelmaße, große blaue Augen und einen engelsgleichen Charakter. Quasi das nette Mädchen von nebenan, das zufällig wie eine Mischung aus Miss World und Doppel-D-Pornosternchen aussieht und Mutter Teresa wie eine billige Bordsteinschwalbe wirken lässt. Und sie kann stundenlang in Stöckelschuhen durch die Gegend rennen. Treppen rauf und runter. Über Kopfsteinpflaster. Ohne Blasen. Hammerzehen hat sie auch nicht.
Die Heldin wird im Showdown über den Boden robben, die weggeworfene Pistole grabschen und den Bösewicht erschießen, der gerade damit beschäftigt ist, den Helden zu töten. Im letzten Moment, bitteschön. Und selbstverständlich muss sie nicht hilflos am Sicherungshebel herumfummeln, während unser sterbender Held röchelt “Kriegst du eigentlich gar nichts gebacken, du nutzlose Tussi? Danke auch” und der Rückschlag der Waffe haut ihr auch keinen Bluterguss ans Kinn. Von abgebrochenen Fingernägeln rede ich gar nicht erst.
Dass nach getaner Arbeit die Heldin nicht sagt: “Hör mal, Magic Mike, das ist mir zu stressig mit dir. Ich stehe mehr so auf Bankangestellte und friedliche Bingoabende. Geh mit Gott, aber geh – und zieh dir endlich dein T-Shirt über!” bedarf wohl keiner Erwähnung.

Also: keine Angst vor Stereotypen! Sie machen Spaß, man fühlt sich wohl und heimelig mit ihnen.
… Und beim Überarbeiten kann man sie löschen oder gleich im ersten Kapitel sterben lassen oder am Ende mit Haifischwürger Werner auf einen Kreuzzug gegen Greenpeace schicken. Unser Magic Mike schaut nicht lange in die Röhre. Er schnappt sich die weiße Perserkatze, kündigt seinen Job als Spezialagent (oder alkoholkranker Kommissar oder Ex-Navy SEALS) und wird in Las Vegas eine interessante Karriere als Showtänzer starten, in der ein flauschiges Haustier und ein ansehnliches Sixpack eine nicht unwesentliche Rolle spielen. (Das Kopfkino, das ich gerade bei mir selber erzeuge, behalte ich lieber für mich.
Die arme Katze …)
Was ich damit sagen will, weiß ich selber nicht so richtig.
Nur soviel: Eigentlich könnt ihr euch an alle, an gar keine oder an eure höchst eigenen Regeln halten beim Schreiben. Dafür ist Schreiben schließlich da. Und auch, wenn euer Buch nicht augenblicklich zum Spiegel-Bestseller avanciert, kann ich euch versichern, dass ihr etwas getan habt, dass euch Freude, Befriedigung und mit etwas Glück einen Schoki-Orden einbringt (Aber nicht den mit den Krokantstückchen! Der ist meiner!).

P.S.: Gender Correctness-Sternchen sucks!

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